architektur berlin 2022

ISBN 978-3-9820917- 6-1 · 17, 80 Euro

Niederlassung Berlin-Brandenburg Seestraße 35, 14974 Ludwigsfelde Tel. +49 3378 8653-0 berlin-brandenburg@goldbeck.de goldbeck.de Niederlassung Büro- und Wohngebäude Berlin Kurfürstenstraße 84, 10787 Berlin Tel. +49 30 2541089-0 berlin-brandenburg@goldbeck.de GOLDBECK Nordost GmbH

3 Vorwort 6 Dr. Ing. Alexander Gaulke Vorwort 7 Susanne Klabe Vorwort 8 Sven Lemiss Vorwort 9 Dr.-Ing. Ralf Ruhnau Fachbericht: Logistik und Service 162 auf Baustellen Die Herausforderung vor Ort Eine Adresse für kluge Köpfe und 12 dynamische Macher Berlin Adlershof; einst ausgeklammert, nun angekommen Berlin; Du und Deine Flughäfen 16 Was man aus alten Start- und Landebahnen machen kann Eine Million Quadratmeter mehr Berlin 20 Der Weg von einem geschlossenen Industriegebiet zu einem offenen Smart Campus Deutschland kann auch schnell 22 Gigafactory Berlin-Brandenburg legt los The Winner is... 24 Das Lob gebührt dem Dirigenten, nicht dem Taktstock Minimierter Flächenverbrauch durch 28 drei Punkthochhäuser Hotel und Wohnen an der Spree in Alt-Treptow Alex, dit macht Lunte, wa? 30 Am Alexanderplatz entsteht die neue Skyline von Berlin mit derzeit geplanten sieben Hochhäusern Der Equalizer vereint gestalterisch die 33 typische Heterogenität der City West ...und nimmt als nachhaltiger Büroneubau städtebaulich die Struktur der alten Blockrandbebauung auf Mit Leib und Seele Berliner 39 BVG sorgt für Bewegung in Berlin Einsteigen, bitte! 46 Infrastruktur im Hintergrund der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Zielgruppengenaue Wohnimmobilien 50 Nachhaltige Rendite mit kreativen Entwicklungen Wohnen in lebendigen Nachbarschaften 75 Wohnbauprojekte, die sich auf ihre Bewohner freuen Quartiersentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe 84 Neben ArchitektInnen und StadtplanerInnen kommen auch NutzerInnen zu Wort „Nennen Sie uns ruhig Charlotte“ 88 Eine der ältesten Berliner Genossenschaften stellt sich vor „Alpha“, „Charlie“ und „Delta“ 103 beleben bis 2030 die LILIENTHAL Business City am BER Ein dynamischer Standort hebt ab Stil ist die Harmonie schöner Dinge 104 Familienglück am Birkenwäldchen und im Buntzeleck Wohn-Vielfalt im Quartier am Kirchpark in Teltow 112 Fünf Baufelder zum Kaufen, Mieten und Arbeiten Bündeln statt streuen 116 Design, Bau und Service aus einer Hand Mehr Vielfalt und Lebensqualität 120 Bei der cds Wohnbau bestimmt das Grundstück die Aufgabe Inhalt

4 Grundschulerweiterung schließt 129 Baulücke in der Altstadt Historischer Stadtkern von Altlandsberg aufgewertet Hohes Wohnniveau bei niedrigem Zinsniveau 130 Erfolgreiche Platzierung und langfristiger Werterhalt von Immobilien Takt für Takt – Multiprojektmanagement 138 Typensporthallen für Berlin Gewerbestandorte mit eigenem Mikrokosmos 141 Heute wieder gefragt: die typischen Berliner Gewerbehöfe 149 neue familienfreundliche Wohnungen 150 am Kastanienboulevard in Hellersdorf Neubau von einem Winkelbau und einem Wohnturm Wichtige Beiträge zur Stadtbildreparatur 154 Nach Abriss; Chancen einer Wiederherstellung der Berliner Stadtidentität Vielfältige Nutzungen beleben das 158 Gebäude und den Standort Nutzungsmix aus Wohnungen für Studierende und flexible Büroflächen SÜDKREUZ OFFICE 1 und 2 verbinden 168 zeitlose Architektur mit herausragender Verkehrsanbindung Berlin SÜDKREUZ auf Expansionskurs Neue Nachbarn auf alten Flächen 176 Nachverdichtungen in Absprache mit allen Akteuren Im Spannungsfeld zwischen Urbanität, 182 Kultur und Wirtschaft Aufbruchsstimmung von Friedrichshain bekommt eine Adresse in der Revaler Spitze Neue und sanierte Adressen für Institutionen 184 Neubau für die Rosa-Luxemburg-Stiftung und Sanierung der DIN-Hauptzentrale Fortschrittliche Architektursprache für das 188 internationale Berlin des 21. Jahrhunderts Revitalisierungen für neue Nutzungen in der Potsdamer Straße und am Ernst-Reuter-Platz Städtebau als wertvolle Unikate 202 Einmalige architektonische Lösungen im Neubau und im Bestand Die Automobilfertigung macht es vor! 206 Fließfertigung als Alternative im Wohnungsbau Eine Stadt in der Stadt 212 Gegenseitige Inspirationen in einem urbanen Mikrokosmos Komm, wir bauen uns ein Nest 222 Regional verwurzelt und familiär geprägt BIM – der Immobiliendienstleister 224 des Landes Berlin Vom zweiten Leben eines Plattenbaus bis zu flexiblen Arbeitsorten für die Verwaltung Königsdisziplin der Architektur 228 Bauen und Sanieren denkmalgeschützter Gebäude Willkommen am Zukunftsstandort Berlin 232 Grün, urban und klimafreundlich; so präsentieren sich heute Immobilienlösungen Eine Schule aus 96 Modulen 236 Die Zukunftsformel für neue Schulen: Holz-MEB Kann ein Bürogebäude seine Nutzer 245 glücklich machen? Der Neubau am Postbahnhof versucht es ab 2023 Architektur für die Gesundheitswirtschaft 246 und Exzellenz-Forschung Neubau SupraFAB an der FU Berlin und Reha-Klinik-Neubau des Unfallkrankenhauses Berlin 20 Jahre ein starker Partner im Wohnungsbau 252 Dringend benötigter Wohnraum zügig realisiert Inhalt

5 Raum für erfolgreiche Geschäftsideen 264 Flexible Neubau-Büroflächen an Zukunftsstandorten HAUSaufgaben für ein Berliner Architekturbüro 266 25 Jahre Arnold und Gladisch ROCKSTONE setzt auf hohe Qualität und hervorragende Lagen 276 Unabhängigkeit und lokale Expertise sichern den Erfolg TOPAZ – Markante Architektur als Namensgeber 280 Wohnhaus mit 34 Wohnungen erinnert an die Juweliersfamilie Gaillard In Summe immer gute Arbeiten 284 Entwurfsbeiträge als solide wirtschaftliche Lösungen, die sich hervorragend in die Umgebung einfügen Bauen in „Berlins klügstem Kiez“ 291 Ergänzungsbau in Adlershof mit eigener Adressbildung Ein Haus. Ein Unikat. 294 Die Adresse für eine neue Community in Pankow Private Placements für Anleger und Investoren 296 Villen und luxuriöse Reihenhäuser in Berlin und Brandenburg Fortführung von traditionsreicher Wohnkultur 298 rund um den Kurfürstendamm „Schlüter 18“ und „Wieland/Pestalozzi“ setzen Zeichen für nobles Wohnen Deutschland hat wieder ein Bauministerium 301 Massive Ausweitung des Wohnungsbaus notwendig Louise hat für jeden etwas 302 Neues Wohnprojekt in Oranienburg rund um einen alten Getreidespeicher Das Haus als Materiallager 305 Neue Konzepte berücksichtigen bereits eine Nutzung für die nächste Generation Deutschlandhaus wieder eröffnet 308 Umbau für das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung Neugier erwecken zur bewussten 310 Wahrnehmung einer gebauten Umwelt Bessy Funktionsgebäude und nachhaltiger Wohnraum innerhalb eines Architekturparks Impressum 275 Branchenverzeichnis 314 Abbildungen Titelseite (von oben nach unten): TOPAZ – Wohnhaus Visualisierung: © begehungen.de Hotel und Wohnen an der Spree Foto: © gmsvision GbR Gebauer Höfe Rendering: © Lindenkreuz Eggert GbR AXIS Offices Visualisierung: © Streletzki Gruppe The Seven Visualisierung: © con-tura Planungsgesellschaft mbHgesellschaft mbH Abbildungen Seite 3 (von links nach rechts): SÜDKREUZ OFFICE 1 und 2 Visualisierung: © LIP Reha-Klinik des BG-Klinikums Foto: © Werner Huthmacher Photography Victoriahöfe im Bezirk Kreuzberg Visualisierung: © Eve Images Abbildungen Seiten 4/5 (von links nach rechts): Wohnprojekt LOUISE in Oranienburg Foto: © JENNER-EGBERTS Foto+Film Hotel und Wohnen an der Spree Foto: © gmsvision GbR Osram-Höfe Foto: © Klemens Renner Neubau Rosa-Luxemburg-Stiftung Foto: © Philipp Obkircher Schulsporthallen Schnellbauprogramm Foto: © Hans Jürgen Landes

Vorwort n Dr. Ing. Alexander Gaulke Die Wohnungssuche in Berlin Eine der dringendsten Aufgaben in Berlin bleibt weiterhin der Wohnungsneubau. Auf Bundesebene wurde das von der Ampelkoalition erkannt und entsprechende Vorhaben stehen explizit im Koalitionsvertrag. Die Koalition in Berlin sollte entsprechendes auch auf Landesebene beschließen, weil beispielsweise günstige Sozialwohnungen aktuell überhaupt nicht auf dem Markt sind. Auch für Normalverdiener ist es nahezu unmöglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Eine Besserung ist in nächster Zeit kaum zu erwarten, da im ersten Halbjahr 2021 die Anzahl der Baugenehmigungen in Berlin sogar gesunken ist. Im Jahr 2020 wurden rund 200 Mio. Euro weniger in den Wohnungsbau investiert als 2019. Die Gründe liegen zum einen bei der Bauverwaltung, die personell für die notwendige Menge an Bauanträgen nicht aufgestellt ist, immer komplizierter werdenden Genehmigungsverfahren und einem Mangel an Bauflächen. Zusätzlich wurden durch die Coronapandemie Lieferketten gestört und viele Baustoffe haben sich erheblich verteuert oder sind gar nicht zu bekommen. Erschwerend kam der Mietendeckel hinzu, der vom Berliner Senat sicherlich gut gemeint war, sein Ziel aber völlig verfehlt hat. Das Angebot an freien Mietwohnungen ist in dieser Zeit deutlich gesunken und die Investitionen in Wohnraum wurden deutlich zurückgefahren. Von den negativen Konsequenzen des Mietendeckels waren hauptsächlich Geringverdiener, junge Familien und Zuzügler betroffen, wie in wissenschaftlichen Studien festgestellt wurde. Mit einer Enteignung von Wohnungsunternehmen, wie sie von der Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner gewünscht wird, wären ähnliche negative Folgen für die Allgemeinheit absehbar. Das Land Berlin hat die Wohnungen 2004 verkauft, weil sie durch die öffentliche Hand nicht wirtschaftlich betrieben werden konnten. Warum sollte sich das jetzt geändert haben? Der Berliner Senat rechnet mit Kosten von 100 Mio. Euro bis 340 Mio. Euro im Jahr für den Betrieb der enteigneten Wohnungen. Dieses Geld würde für wichtige Investitionen, wie Bildung, Infrastruktur und sozialen Wohnungsneubau, fehlen. Die Entscheidung, eine Expertenkommission einzusetzen, die die finanziellen Auswirkungen für das Land aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht untersucht, ist hier voraussichtlich der richtige Weg. Hilfreich für den Wohnungsmarkt in Berlin wäre ein Bündnis für Wohnen zwischen dem Senat und den Wohnungsunternehmen, um die Herausforderungen gemeinsam zu lösen und mit innovativen Ideen mehr Wohnraum zu schaffen. Die Blaupause für eine Kooperation hat Hamburg geliefert und konnte dadurch erfolgreich den Mietenanstieg bremsen. Dort wurden seit 2014 im Schnitt 1.000 Wohnungen pro Jahr und einer Mio. Einwohner mehr fertiggestellt als in Berlin. Das wären etwa 23.000 Wohnungen seit 2014, die zusätzlich in Berlin hätten errichtet werden können. Der Senat muss das Konzept nur übernehmen. Die Herausforderungen für den neuen Senat beschränken sich in der kommenden Legislaturperiode nicht nur auf die Schaffung von adäquaten Rahmenbedingungen für die Erstellung von ausreichend Wohnraum. Das klimagerechte Planen und Bauen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Besonders im Gebäudesektor gibt es gewaltige Einsparpotentiale beim CO2 Ausstoß. Hier muss ein sinnvolles Anreizsystem zur klimagerechten Modernisierung und Neubau geschaffen werden, ohne die Bau- und damit die Mietkosten weiter in die Höhe zu treiben. Ideen, wie die Umnutzung von Bürogebäuden oder Parkhäusern als Wohnraum und das Überbauen von Supermärkten sollten vermehrt gefördert werden, damit bald wieder ausreichend Wohnraum für alle zur Verfügung steht. Dr. Ing. Alexander Gaulke Landesvorsitzender Berlin-Brandenburg BDB Berlin-Brandenburg Foto: © privat 6

Vorwort Susanne Klabe ■ Wohnungsbau mit Intelligenz und Förderung Berlin entfaltet nach wie vor internationale Strahlkraft. Je weiter man sich von Berlin entfernt, desto heller leuchtet die Stadt. Laut Studien zählt die deutsche Hauptstadt zu den dynamischsten und weltweit beliebtesten Städten zum Wohnen, Leben und Arbeiten, auch wenn man Metropolen wie New York, London oder Abu Dhabi noch nicht das Wasser reichen kann. Die intelligentesten Köpfe können hier ihre Kreativität entfalten, Spitzenforschung betreiben oder in Weltkonzernen arbeiten. Dafür braucht die wachsende Stadt neue Wohnungen, auch für die Berlinerinnen und Berliner. Hat die deutsche Hauptstadt hier Spitzenniveau? Leider Fehlanzeige. Wohnraum ist knapp, der Neubau stockt. Regelmäßig verfehlt das Land seine selbstgesteckten Ziele von 20.000 Neubauwohnungen pro Jahr. Was ist also zu tun? Zuallererst brauchen wir ein Reset in vielen Köpfen und anschließend einen gemeinsamen Neustart. Visionen für gute Wohnungsprojekte dürfen nicht länger mit dem Mantra „Das geht so nicht“ von der Politik abgeschmettert und verhindert werden. Vielmehr ist die Schaffung von Wohnraum eine essenzielle Zukunftsaufgabe. Nur wer in Berlin ein Dach über dem Kopf hat, wird zum Beispiel dem Ruf des Wissenschaftsstandortes auch folgen. Die neue Denkweise kann nur sein: Landesregierung und Bezirke, Stadtgesellschaft, sowie Investoren und Verbände müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam Perspektiven und Strategien entwickeln, wie wir schnell zu neuem und für alle Berlinerinnen und Berliner bezahlbarem Wohnraum kommen. Erste Schritte dafür sind, dass landeseigenes Bauland für Wohnungsneubau zur Verfügung gestellt wird sowie die Planungs- und Genehmigungsverfahren entschlackt und beschleunigt werden. Ein entscheidendes Instrument ist die Anpassung der Wohnraumförderung. Die private Immobilienwirtschaft ist zu einem Dialog auf Augenhöhe bereit. Die Politik weiß, dass die Baupreise in den vergangenen drei Jahren um rund 25 Prozent angestiegen sind. Durch eine intelligente Erweiterung der Neubauförderung könnten aber zum Beispiel Wohnungen auch für Menschen mit mittlerem Einkommen entstehen. Das Land Brandenburg und Hamburg sind Beispiele. Die Hansestadt etwa erreicht es durch ihre gezielte und auf das jeweilige Bauvorhaben abgestimmte Wohnraumförderung, dass sozialer Wohnungsbau in fast allen Stadtteilen und damit auch in attraktiven Innenstadtlagen wirtschaftlich ist und gebaut wird. Ähnlich fördert Brandenburg und entwickelt integrierte Stadtentwicklungskonzepte, um die Stadt von morgen mit Kita- und Schulplätzen, Nahversorgungseinrichtungen, Verkehrsinfrastruktur sowie sozialen Einrichtungen zu planen. Das zeichnet die neue Baukultur aus. Diese Baukultur lässt sich von einem weiteren Zukunftsthema nicht abkoppeln – der Investition in besseres Klima auch im Bausektor. Das kommt in der Debatte um CO2- Neutralität, Dekarbonisierung und Schutz der natürlichen Ressourcen viel zu kurz. Nur Wohnungszahlen im Neubau festzulegen, bringt uns nicht weiter, weil sich die klimaschutzrechtlichen Vorgaben nicht grenzenlos verschärfen lassen. Vielmehr müssen wir gerade die bestehenden Gebäude durch Modernisierungen und energetische Sanierungen fit für die Zukunft machen. Das Land Brandenburg hat es beispielhaft erkannt und seine Städtebauförderung um den Klimaschutz ergänzt. Entwickeln wir Berlin gemeinsam weiter – für die Berlinerinnen und Berliner und die Menschen, die zu uns ziehen. Wenn uns die Neujustierung der Wohnungspolitik gelingt, sagen wir stolz: Willkommen in Berlin! Susanne Klabe Geschäftsführerin BFW Landesverband Berlin/Brandenburg Foto: © BFW Landesverband Berlin/Brandenburg e.V. 7

Vorwort n Sven Lemiss Keine Pause beim Klimaschutz Die andauernde pandemische Lage hat auch die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Entsprechend haben wir gemeinsam daran gearbeitet, unsere Kund:innen in der aktuellen Situation zu beraten und zu unterstützen, Bauvorhaben und Sanierungen umzusetzen und auch die Liegenschaftspolitik Berlins voranzutreiben. Schnelles Handeln und Flexibilität haben wir vor allem bei der Sanierung von Kulturstätten und Schulgebäuden bewiesen, die von uns betreut werden. Hier nutzten wir, wenn möglich, die coronabedingten Schließungen und zogen geplante Sanierungen vor, so dass pünktlich mit den Lockerungen wieder ein (Spiel-)betrieb möglich war. Denn als landeseigenes Unternehmen sind wir uns der gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber unseren Mieter:innen und all jenen bewusst, die durch ihre Arbeit in Gewerbe, Kultur oder im sozialen Bereich einen Teil zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft beitragen. Was wir jetzt an Infrastruktur verlieren, bekommen wir nicht zurück. Keine Pause gönnen wir uns auch beim Einsatz für die Klimaneutralität Berlins. Die Stadt soll laut des novellierten Klimaschutz- und Energiewendegesetzes (EWG Berlin) bis 2045 klimaneutral werden und mit unserer Erfahrung und unserem Fachwissen unterstützen wir das Erreichen dieser Ziele. Im Vordergrund des EWG Berlin steht vor allem die Senkung der CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um mindestens 95 Prozent. Der Gebäudesektor spielt dabei eine wesentliche Rolle. Für uns bedeutet das, dass wir in den kommenden 24 Jahren rund 1.000 Gebäude energetisch in Richtung einer ganz neuen Dimension entwickeln müssen und werden. Dass etwa 40 Prozent dieser Immobilien unter Denkmalschutz stehen, macht die Herausforderung für uns noch spannender. Ein Großteil der energetischen Maßnahmen passiert bereits vor den Augen der Berlinerinnen und Berliner. So abwechslungsreich wie Berlin ist auch die Arbeit der BIM. Wir sind dankbar, mit einer kleinen Auswahl unserer Baumaßnahmen und Sanierungen erneut Teil des Fachbuchs architektur bauwirtschaft + industrie zu sein. Sven Lemiss Geschäftsführer der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH Foto: © BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH 8

Vorwort Dr.-Ing. Ralf Ruhnau n Erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt: Nachdem aufgrund der Corona-Pandemie schon der Abgesang auf eine prosperierende Wohn- und Gewerberaumentwicklung in den Innenstädten erfolgte, die Rede war von stürzenden Preisen im Gewerberaumsektor, weil ja zukünftig fast alle vom Homeoffice aus arbeiten würden und der Wohnraum aufgrund der Krise unbezahlbar werden würde, sieht die Perspektive nun nach einer aktuellen PWC-Studie ganz anders aus: Während die Halter von Wohnimmobilien auch nach dem Scheitern des Mietendeckels wieder mehr profitieren, leiden die Gewerbeimmobilienhalter durch Ladenschließungen und anhaltendes Arbeiten im Homeoffice stärker – aber auch in diesem Segment setzt sich die Erholung, die bereits Ende 2020 begonnen habe, fort. Das lässt für das Planen und Bauen in dieser Stadt hoffen. Auch andere vermeintliche Gewissheiten sind eben nur vermeintlich in Stein gemeißelt: Erstmals nach 20 Jahren erlebt Berlin kein NettoZuwanderungsplus in 2020, sondern einen Verlust an Einwohnern. Die Menschen ziehen von der Innenstadt an die Peripherie oder gleich nach Brandenburg. Geschuldet ist diese neue Migrationsbewegung auch einem Vertrauensschwund in den Standort Berlin, denn eine ideologisch geprägte und bremsende Mietendeckeldiskussion über Jahre verdrängt Investoren ins Umland. Auch dass sich führende Parteien der Stadt zum Enteignungsbegehren bekennen, fördert alles andere als eine florierende Wohnungsbaupolitik. Projekte werden zurückgestellt, wenn nicht ganz abgesagt. Schon bestätigt die Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen eine rückläufige Zahl an Bauanträgen insgesamt. Und die viel gescholtene Wohnungsspekulation? Selbst der Senat geht davon aus, dass Spekulationen eher die Ausnahme sind. Diesen Tendenzen muss dringend entgegengewirkt werden. Nicht nur durch ein freundlicheres Investitionsklima. Auch das Bauen selbst muss sich in Teilen neu erfinden: Endlich kommt das serielle und modulare Bauen – von uns schon lange gefordert – auch in der Berliner Bauwelt an. Holzbau und andere nachhaltige Materialien sind auf dem Vormarsch. Da ist technologieoffenes pragmatisches Denken gefordert. Und schließlich muss die Stadt – bei steigendem mobilem Individualverkehr, sprich Kfz-Anteil – trotz aller Fahrrad-, Fußgänger- und ÖPNV-Freundlichkeit, den Spagat zwischen Mensch und Kfz meistern. Die jetzt neu geplante Mühlendammbrücke ist dafür ein gelungenes Beispiel: Sie vereint gekonnt perspektivisch florierenden Individualkraftfahrzeugverkehr mit einem zu verstärkenden Schwerpunkt auf Fahrrad-, Fußgänger- und ÖPNV-Anteil. Die Stadt muss für alle lebenswert bleiben. Die von der Politik wohlfeil postulierte Forderung nach Verzicht und Einschränkung beim Energie- und Platzverbrauch darf nicht zu Lasten der sozial Schwächeren und des Mittelstandes gehen. Vor allem Letzterer ist auch in Berlin das Rückgrat einer gesunden Stadtentwicklung. Wir Ingenieure sind gefordert intelligente, wissenschaftlich begründete und diversifizierte Lösungen für die vielfältigen Aufgaben unserer Stadt zu entwickeln und die Politik muss diese ideologiefrei aufnehmen. Dr.- Ing. Ralf Ruhnau Präsident der Baukammer Berlin Foto: © privat 9

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Editorial architektur, bauwirtschaft + industrie berlin 2022 n Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, Sie halten unsere neueste Berliner Ausgabe in der Hand oder blättern vielleicht gerade online in ihr. Nach 2016, 2018 und 2020 hier nun die vierte Ausgabe mit aktuellen Projekten aus der Bundeshauptstadt und dem näheren Umland. Fiel von der Ausgabe 2020 lediglich der Erscheinungstermin in die Pandemie, haben wir nun, wiederholt für den Verlag aber erstmalig für Berlin, eine komplette Ausgabe „mit Abstand“ aufgelegt. Wir haben uns, wie viele unserer Gesprächspartner weitestgehend ins Homeoffice zurückgezogen und sind schon gespannt, wie sich der Trend zum „Arbeitsplatz am heimischen Schreibtisch“ auf die Bautätigkeit und die Verkehrsinfrastruktur in den nächsten Jahren auswirken wird. Nach wie vor ein Dauerthema ist in Berlin, wie in vielen Regionen von Deutschland, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der derzeit von den politischen Entwicklungen in Europa zusätzlich angeheizt wird. Einerseits durch die tatsächlich fehlenden bezugsfertigen Einheiten und andererseits durch die steigende Inflation, die den Begriff „bezahlbar“ in einen neuen Fokus rückt. Da kam die Aussage von Klara Geywitz „Wir müssen jetzt liefern und ab jetzt bauen“ Ende April zum richtigen Zeitpunkt. Deutschland leistet sich seit dem Regierungswechsel 2021 wieder ein Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Unter dessen Vorsitz trafen sich Akteure aus Unternehmen, Kommunen, Verbänden und Politik, um gemeinsame Lösungen zu suchen. Einstimmig wurde dabei eine Erklärung zur Konstituierung des „Bündnisses bezahlbarer Wohnraum“ unterzeichnet. Das Ziel sind 400.000 neue bedarfsgerechte und klimafreundliche Wohnungen pro Jahr zu bauen, davon 100.000 öffentlich geförderte Einheiten. Ein Instrument zur Erreichung des Ziels soll das neu verabschiedete Bündnis werden. Dazu Klara Geywitz: „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wohnraum in Deutschland ist so knapp und teuer wie nie zu vor.“ Noch gleicht die Wohnungssuche in vielen Bezirken Berlins einem Casting. Und da jede Tragödie bekanntermaßen in einer Erschöpfung endet, bleibt abzuwarten, ob der Zug mit dem Ziel bedarfsgerechte und klimafreundliche Wohnungen in Bewegung bleibt oder aus dem Gleis fliegt. Bewegung war auch auf vielen Baustellen in und um Berlin. Von Corona scheinbar unbeeindruckt drehen sich die Kräne weiter, einzig die Materialversorgung treibt den Projektpartnern die Sorgenfalten ins Gesicht. Neben der Preissteigerung ist es vor allem die Knappheit, die so manche Projektfertigstellung hinauszögert. Trotzdem konnten wir wieder über zahlreiche Bauvorhaben, die mit hohen Kraftanstrengungen der am Bau beteiligten Unternehmen pünktlich übergeben wurden, berichten. In den letzten Jahren haben sich, zeitsparende und in der Praxis gut umsetzbare Serienbauten etabliert, die insbesondere den Kommunen helfen, effektiven Raumbedarf zu decken. So zum Beispiel Typensporthallen oder modulare Ergänzungsbauten aus Holz. Mit dieser Ausgabe stellen wir Ihnen wieder zahlreiche spannende Projekte vor, die mit ungewöhnlicher Architektur, moderner Gebäudetechnik, ausgefallenen Materialien oder verblüffenden Raumaufteilungen überzeugen. Darunter sind eindrucksvolle Geschäftsadressen mit der typischen Berliner Gewerbearchitektur, mitdenkende Wohnbauten, die sich vielen Lebenslagen Ihrer Bewohner anpassen und neu entwickelte Outfits, mit denen in die Jahre gekommene Bauten in ein zweites Leben starten. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei den ProjektPartnern für ihre Geduld, uns mit Informationen zu versorgen sowie bei den Planern, Bauherren, Investoren und Bauleitern, die uns oftmals auf digitalem Weg ungewöhnliches über ihre Bauvorhaben erzählten, unsere Beiträge auf Richtigkeit überprüften und uns schon von ihren zukünftigen Planungen berichteten. Ab Frühjahr 2023 werden wir uns wieder in Berlin umschauen, um dann die fünfte Berliner Ausgabe vorzubereiten. Derzeit befinden wir uns an der Elbe in der Metropolregion Hamburg, hier startete bereits die neue Ausgabe, die 2023 erscheint. Nähere Informationen zu beiden Projekten gibt es bei: Agenturleitung Steffen Meininger Telefon: 040 18016821 Mobil: 0173 3441588 E-Mail: s.meininger@v-p-c.de Viel Spaß beim Lesen und bleiben Sie gesund. 11

Projekte  Johannisthal /Adlershof Eine Adresse für kluge Köpfe und dynamische Macher Berlin Adlershof; einst ausgeklammert, nun angekommen Der Technologiepark Adlershof im Südosten Berlins ist der größte seiner Art in Deutschland und mit rund 1.200 Firmen eine der besten Adressen für Hochtechnologie – national wie international. Die WISTA Management GmbH, Entwickler und Betreiber des Wissenschafts- und Technologieparks, unterstützt technologieorientierte Unternehmen und Einrichtungen dabei, durch innovative Produkte und Leistungen zur Lösung der großen Herausforderungen unserer Zeit beizutragen. Mit zehn außeruniversitären Forschungsinstituten und sechs wissenschaftlichen Instituten der Humboldt-Universität zu Berlin bietet Berlin Adlershof ein ideales Betätigungsfeld für kluge Köpfe aus Wissenschaft und Wirtschaft. Der Technologiepark ist über ÖPNV und die Autobahn A113 ideal an die Berliner Innenstadt und den Flughafen Berlin Brandenburg (BER) angebunden. Man könnte meinen, Adlershof gibt es zweimal, so unterschiedlich ist der Ort, der durch S-Bahntrasse und die B 96 geteilt ist. Nur eine halbe Stunde braucht man vom Hauptbahnhof nach Adlershof. Hier angekommen gibt es beiderseits des Bahndamms ganz verschiedene Welten zu entdecken. Das östlich gelegene „Alt-Adlershof“ mit dem historischen Ortskern wurde vor über 250 Jahren als Gutshof besiedelt und ist heute gründerzeitlich geprägt: mit Marktplatz, Schulen, Kirchen, Kino, Geschäften und Restaurants rechts und links der Dörpfeldstraße, zwischen Altstadt Köpenick, Teltowkanal und Adlergestell. Die andere Seite der Bahngleise war immer schon etwas weniger beschaulich. Hier wurde getüftelt, nicht gewohnt. Hier krempelten die Zeitenwenden zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik, NaziReich, Sowjetzone, DDR und BRD die Landschaft um. Zuletzt 1990, als Ostfernsehen, Akademie der Wissenschaften und Stasiregiment das Feld räumten. Wenig erinnert noch an diese Brüche. Übrig sind die Baudenkmale: Trudelturm und Windkanal, Ehrlich-Haus und „Adlershofer Busen“, einige 30er-Jahre-Labor- und Bürohäuser. Doch das Meiste ist so neu und futuristisch, als sei der Technologiepark Adlershof Kulisse eines utopischenFilms. Die Magistrale hier heißt Rudower Chaussee – und wie auf ihrer schmalen Schwester Dörpfeldstraße verkehrt auch hier die Straßenbahn, erschließt Uni-Campus, Technologiepark und neue Wohngebiete (Quelle: Adlershof). Seit knapp drei Jahrzehnten engagiert sich das Land Berlin für die Entwicklung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Johannisthal /Adlershof als integrierten urbanen Stadtteil im Südosten Berlins. Herzstück des Entwicklungsbereichs wurde inzwischen ein 68 ha großer Landschaftspark. Foto: © Holger Gross

Projekte Johannisthal /Adlershof  Grenzgebiet zwischen den politischen Blöcken Von Verkehrsadern gesäumt, blieb das Gelände des heutigen Technologieparks seit Ende des 19. Jahrhunderts von der urbanen Entwicklung ausgeklammert. Das Gelände diente erst als Wirtschaftswald, dann als Flugplatz und schließlich als Grenzgebiet zwischen den Blöcken. Jede Nutzung trug auf ihre Art dazu bei, die Isolation zu verstärken. Nach der Wiedervereinigung rückte das brach liegende Areal ins Blickfeld. Die Strategie, die der Senat dabei verfolgte, hatte zwei Kernaspekte: den Bereich als Standort für Wissen und Technologie zu profilieren und die neuen Wissenschaftsstandorte in eine vielfältige, durchmischte Stadtlandschaft einzubinden. Seit 1994 ist BerlinJohannisthal/Adlershof ein städtebaulicher Entwicklungsbereich. Die Ausweisung ebnete den Weg, den Standort kontrolliert zu entwickeln. Ziel war ein urban geprägter Ort zum Forschen, Studieren, Arbeiten und Wohnen. Die 420 ha große Entwicklungsmaßnahme „BerlinJohannisthal /Adlershof“ ging als letzter von insgesamt sechs Berliner Entwicklungsbereichen aus der Nachwendezeit an den Start. Mittlerweile wirkt der Aufwärtstrend über den Entwicklungsbereich hinaus (Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen). In unmittelbarer Nachbarschaft ist neben der Medienstadt mit ihren ca. 195 Unternehmen ein Ensemble von mittlerweile ca. 444 gewerblichen Unternehmen, Geschäften, Hotels und Restaurants entstanden. Adlershof ist jedoch nicht nur ein Arbeitsort. Einfamilienhäuser, Miet- und Eigentumswohnungen, Townhouses und Apartments wurden errichtet. Ende 2021 wohnten im Adlershofer Entwicklungsbereich bereits rund 4.800 Menschen. Weitere Wohnungen kommen in den nächsten Jahren hinzu. Autofrei am Campus wohnen Auf einer Fläche von rund 2,7 Hektar am Rand des Technologieparks Adlershof entsteht derzeit das autofreie Quartier „Wohnen am Campus“ für mehr als 1.000 Menschen. Bauherr ist die landeseigene HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH, die nach Plänen des Architekturbüros blocher partners elf Wohnhäuser, eine Kita für 75 Kinder sowie Einzelhandelsflächen für den täglichen Bedarf errichtet. Mit „Wohnen am Campus“ setzt die HOWOGE ihr bislang größtes Neubauvorhaben um. Die Gesamtfertigstellung der 613 Wohnungen an der Hermann-Dorner-Allee / KarlZiegler-Straße ist für November 2022 geplant. Foto: © WISTA.Plan GmbH/Fotograf Dirk Laubner Foto: © WISTA Management GmbH – www.adlershof.de 13

Projekte  Johannisthal /Adlershof Wie kann die Infrastruktur mithalten? Der Technologiepark Adlershof wächst. Bis 2030 werden im Entwicklungsbereich 40.000 MitarbeiterInnen prognostiziert, hinzukommen Anwohner Innen und Studierende. Nur eine standortgerechte und effiziente Mobilität kann diesem Wachstum gerecht werden. Die WISTA Management GmbH mit ihren Kooperationspartnern aus Politik, Forschung und Wirtschaft möchte bis 2023 ein zukunftsfähiges und innovatives Verkehrskonzept (Mobilität Adlershof 2030) für den Technologiepark entwickeln. Übergeordnetes Ziel ist die Förderung des Wachstums im Entwicklungsbereich. Dies umfasst sowohl die wirtschaftliche und personelle Entwicklung als auch die Erreichbarkeit des gesamten Areals für Wohnende und Studierende. Damit machen der Technologiepark und die angrenzenden Regionen eine Entwicklung durch, die man im größeren Maßstab in jeder Metropolregion in Europa beobachten kann; erhöhtes Verkehrsaufkommen, zahlreiche PendlerInnen, BewohnerInnen, die hier trotzdem ungestört leben möchten sowie klimafreundliche Mobilitätslösungen. Die erwarteten Erkenntnisse sind damit durchaus geeignet für eine kluge Stadtplanung an vielen Orten in Deutschland. Anfang September 2020 ging als ein Baustein im Mobilitätskonzept der Aufbau einer zentralen Plattform aller relevanten Verkehrs- und Umweltdaten über ein LoRaWAN-Netzwerk im Entwicklungsgebiet Adlershof/ Johannisthal an den Start. Partner dafür ist die junge Berliner Firma urban energy. Finanzielle Unterstützung kommt von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWEB). Foto: © Holger Gross Foto: © WISTA Management GmbH – www.adlershof.de 14

Wir sind auch bald da Die SCIENION GmbH hat im April 2022 mit zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Grundsteinlegung zum Neubau ihrer neuen Unternehmenszentrale in Berlin Adlershof gefeiert. Hier entsteht auf einer Fläche von rund 3.000 m² ein viergeschossiges Gebäude, das die Bündelung der globalen Aktivitäten künftig von einem ausreichend großen Standort ermöglicht und die weitere Expansion des Unternehmens erleichtert. Damit steht die SCIENION GmbH exemplarisch für den Erfolg des Wissenschaftsstandorts Adlershof. Das Unternehmen wurde 2001 hier gegründet und wächst seitdem stetig. Es ist geplant, dass bis Ende Mai 2023 ein viergeschossiges Gebäude mit Laboren, Reinräumen, Produktions-, Lager-, Verwaltungs-, Vertriebs- und Serviceflächen sowie eine Tiefgarage entsteht. Siemens Mobility wird seinen Entwicklungs- und Produktionsstandort in Treptow nach Berlin Adlershof verlegen. Dafür entsteht ein moderner Neubau an der Wagner-Régeny-Straße (Höhe Igo-Etrich-Straße). Das Gebäude wird attraktive Büro- sowie Produktions- und Lagerflächen bieten. Für das 26.420 m² große Grundstück wurde ein entsprechender Erbbaurechtsvertrag mit 65 Jahren Laufzeit zwischen der BEOS AG und dem Land Berlin geschlossen. Die BEOS AG wird die Projektentwicklung für das gesamte Bauvorhaben verantworten. Für Siemens ist der Umzug von Berlin Treptow nach Adlershof ein weiteres starkes Bekenntnis zu Berlin – zusätzlich zur Siemensstadt Square in Spandau. Bereits seit über 25 Jahren ist Siemens Mobility mit einer Entwicklungsabteilung und rund 150 Beschäftigten in Adlershof ansässig. Diese Abteilung wird in den Neubau integriert, sodass künftig rund 1.200 Beschäftigte in der neuen Berlin-Niederlassung in direktem Umfeld zu innovativen Hochtechnologiefirmen und wissenschaftlichen Einrichtungen arbeiten. Das neue Gebäude wird über rund 15.000 m² Büro-, Konferenz- und Networkflächen sowie Flächen für Produktion und Lager im Umfang von über 15.000 m² verfügen. Projekte Johannisthal /Adlershof  Foto: © Holger Gross Foto: © WISTA Management GmbH – www.adlershof.de 15

Projekte  Berliner Flufhäfen Schaut man sich die Liste der Flugplätze und Flughäfen in Berlin an, fällt auf, dass die meisten an attraktiven Standorten zu finden und nach einer mehr oder weniger jahrzehntelangen Nutzung stillgelegt sind. Darunter natürlich die Klassiker Tempelhof und Tegel aber auch außerhalb Berlins weniger bekannte wie Johannisthal oder Staaken. Die Dichte an Start- und Landebahnen innerhalb des Stadtgebietes hängt sicherlich auch mit dem besonderen Status von Berlin zusammen. Solange das Brandenburger Tor geschlossen war, blieb die deutsche Frage offen und damit auch die Verkehrsinfrastruktur mit mehreren Flughäfen. Mit der Eröffnung des Flughafens BER bei Schönefeld an der Berliner Stadtgrenze ergeben sich für die innerhalb des Stadtzentrums verlassenen Start- und Landebahnen neue Möglichkeiten. So entwickelte sich auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Berlin-Johannisthal der Gewerbe- und Wohnstandort Johannisthal-Adlershof, längst eine international anerkannte Adresse für technikaffine Unternehmen und Start-ups. Nachdem Tempelhof und Tegel lange Zeit im toten Winkel der Geschichte lagen, erwartet sie in den nächsten Jahren ein zweites Leben im Mittelpunkt von Berlin. Als Wohnadresse, Gewerbestandort, Event- und Freizeitlocation oder Kulturtreffpunkt für erneut internationales Publikum. Berlin; Du und Deine Flughäfen Was man aus alten Start- und Landebahnen machen kann Foto: © pixabay Foto: © pixabay 16

Projekte Berliner Flufhäfen  Tempelhof als kreativer Inkubator der Stadt Der Flughafen Tempelhof wurde zwar 2008 für den Flugverkehr geschlossen – der traditionellen Dynamik tat dies jedoch keinen Abbruch, was sich in Events, Vermietungen, komplexen Instandsetzungsmaßnahmen und vielem mehr seit dem widerspiegelt. Nicht zuletzt Wende- und Orientierungspunkte wie der Volksentscheid zum Tempelhofer Feld im Mai 2014, der im Juli 2015 gestartete Profilbildungsprozess für einen Ort für Kultur und Kreative oder auch die vorübergehende Nutzung als Flüchtlingsnotunterkunft seit Oktober 2015 sorgen für eine stetige Evolution des ehemaligen Flughafens. Und ambitionierte Öffnungsprojekte – sei es die Geschichtsgalerie auf dem Dach, der Tower THF, das Besucherzentrum, der geplante Einzug des AlliiertenMuseums oder auch der Umbau des Hangar 1 zur permanenten Eventlocation – werfen vielversprechend ihre Schatten voraus. Der Flughafen Tempelhof soll in den kommenden Jahren zu einem Experimentierort und neuem Stadtquartier für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft werden: ein Areal voller spannender Ideen, mit Raum zum Arbeiten, Ausprobieren und Experimentieren, Platz für einzigartige Events und Adresse kreativer, innovativer und gastronomischer Angebote. Das Flughafengebäude wird somit nach und nach zu einem kreativen Inkubator der Stadt. Zudem soll das Gebäude nicht mehr Barriere zwischen Stadt und Tempelhofer Feld sein, sondern verbindend als Brücke mit hoher Aufenthaltsqualität fungieren (Quelle: Flughafen Tempelhof). Eine Herausforderung für Generationen Auf dem Weg zur klimaneutralen Metropole Berlin 2050 wird der Flughafen einen substanziellen Beitrag leisten. Das Gebäude soll klimaneutral werden. Seit 2011 verantwortet die Tempelhof Projekt GmbH im Auftrag des Landes Berlins die Nachnutzung und Entwicklung des Flughafens Tempelhof. Zunächst für das gesamte Tempelhofer Feld inklusive Flughafengebäude. Nach den Ergebnissen des Volksentscheids 2014 nur noch für das Gebäude und die unmittelbar angrenzenden Flächen, wie dem Vorfeld. Schon parallel zur Nutzung des Flughafens als Notunterkunft für Geflüchtete während der Flüchtlingskrise wurde die Gesamtsanierung des Gebäudes in den Fokus genommen. Die dafür notwendige Grundlagenermittlung, um das Gebäude in den kommenden Jahrzenten einer neuen Nutzung zuzuführen, begann 2018. Das vorläufige Ergebnis der noch laufenden Grundlagenermittlung ist ein gewaltiger Sanierungsbedarf fast aller Flächen, der Fassaden und Dächer, des Tragwerks sowie der technischen Infrastruktur. Trotz der bestehenden Einschränkungen des Bauwerks beschloss der Senat im Sommer 2020 die Standortentwicklung entsprechend der „Vision 2030+“, um die Potenziale des Standortes zu heben. Wohl wissend, dass die Sanierung eine Generationenaufgabe ist. Um diese Herausforderungen zu meistern, arbeitet die Gesellschaft an verschiedenen großen Sanierungsprojekten sowie einer Vielzahl einzelner Maßnahmen (Quelle: Flughafen Tempelhof). Tegel macht heute schon vor, wie Städte von morgen funktionieren In Tegel hob nach mehr als 70 Jahren am 8. November 2020 das letzte Flugzeug ab. Zwölf Jahre nach der Schließung des Flughafens Tempelhof konzentriert Berlin seinen Luftverkehr damit am Standort Schönefeld. Damit macht Tegel Platz für Berlin. Auf dem 500 ha großen Areal entstehen ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien: Berlin TXL – The Urban Tech RepuFoto: © pixabay Foto: © Tegel-Projekt-GmbH_Macina 17

Projekte  Berliner Flufhäfen blic und ein neues Wohnviertel: das Schumacher Quartier; zudem ein Landschaftsraum, der von Grün Berlin entwickelt wird. In der Urban Tech Republic werden bis zu 1.000 große und kleinere Unternehmen mit 20.000 Beschäftigten forschen, entwickeln und produzieren. Und mehr als 2.500 Studierende werden mit der Berliner Hochschule für Technik in das ehemalige Terminalgebäude einziehen. Insgesamt sollen rund 5.000 Studierende den Campus Berlin TXL besiedeln. Im Fokus von Berlin TXL steht, was die wachsenden Metropolen des 21. Jahrhunderts am Leben erhält: der effiziente Einsatz von Energie, nachhaltiges Bauen, umweltschonende Mobilität, Recycling, die vernetzte Steuerung von Systemen, sauberes Wasser und der Einsatz neuer Materialien. Berlin TXL – The Urban Tech Republic ist ein derzeit in Europa, wenn nicht weltweit, einzigartiges Vorhaben. In der Nachbarschaft werden künftig diese neuen Entwürfe für das Leben in der Stadt der Zukunft greifbar sein: Im Schumacher Quartier entstehen über 5.000 Wohnungen für mehr als 10.000 Menschen in einem lebendigen, städtischen Quartier mit Kitas, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten. Hier werden fortschrittliche Foto: © Tegel-Projekt-GmbH_Macina Visualisierung: © Tegel Projekt GmbH_gmp Architekten 18

Projekte Berliner Flufhäfen  Lösungen für die klimaneutrale Energieversorgung und hohe Energiestandards ebenso wie neue Mobilitätsmodelle aufgezeigt. Technologien, die nebenan – in der Urban Tech Republic – erforscht und entwickelt werden. Für die benachbarten Quartiere Cité Pasteur und TXL Nord sind weitere 4.000 Wohnungen geplant. Mit der Entwicklung und dem Management von Berlin TXL – The Urban Tech Republic und des Schumacher Quartiers hat das Land Berlin die Tegel Projekt GmbH beauftragt. Die Geländeübergabe an die Tegel Projekt GmbH erfolgte im August 2021. Nach Abschluss der vorbereitenden Maßnahmen konnten 2022 die Tiefbau- und Sanierungsarbeiten beginnen. Die Fertigstellung des 1. Bauabschnitts der Urban Tech Republic und im Schumacher Quartier ist für 2027 geplant – ebenso der Abschluss eines Großteils der Gebäudesanierungen. Endlich eröffnet; BER Mit der Landung des Qatar-Airways-Fluges QR81 aus Doha um 9:50 Uhr eröffnete am 4. November 2020 die südliche Start- und Landebahn des Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER). Der Airport war damit vollständig in Betrieb genommen. Mittlerweile nahm im März 2022 auch das Terminal 2 (T2) seinen Betrieb auf. Das Terminal 2 dient als Abfertigungsgebäude für Abflug und Ankunft. Es ist mit den Abfluggates im Pier Nord des Terminal 1 über zwei Brücken verbunden und wurde Ende September 2020 vor der Eröffnung des BER schon fertiggestellt. Auf Grund der geringen Passagierzahlen während der Corona-Pandemie erfolgte zunächst keine Nutzung. Entsprechend der steigenden Fluggastzahlen zum Sommerflugplan, der am 27. März 2022 in Kraft trat, und vor den Osterferien hat die Flughafengesellschaft das Terminal nun in Betrieb genommen. Hauptnutzer wird die irische Fluggesellschaft Ryanair sein. Die Anfahrt ist für Passagiere zum Terminal 1 und zum Terminal 2 identisch. In der Check-in-Halle des Terminal 2 können die Passagieren an zahlreichen Self-Service-Kiosken einchecken und ihr Gepäck abgeben. Im ersten Stock geht es zu den modernen Sicherheitskontrollen. Dahinter befindet sich die Plaza. Verschiedene Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Angebote stehen den Passagieren zur Verfügung. Foto: © Anikka Bauer / Flughafen Berlin Brandenburg GmbH Foto: © Anikka Bauer/Flughafen Berlin Brandenburg GmbH 19

Projekt  Siemensstadt2 Eine Million Quadratmeter mehr Berlin Der Weg von einem geschlossenen Industriegebiet zu einem offenen Smart Campus Auf dem Siemensstadt-Areal im Nordwesten Berlins entwickelt Siemens gemeinsam mit der Stadt und dem Bezirk einen offenen und modernen Stadtteil der Zukunft. 1897 erwarb Siemens das Areal vor den Toren Berlins. Schon damals zählte das Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen zu den besonderen Merkmalen. In den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelte sich dieser in Siemensstadt getaufte Stadtteil kontinuierlich weiter. Heute ist es der größte Produktionsstandort von Siemens weltweit. Hier entsteht nun auf einem bisher geschlossenen über 70 Hektar großen Teilareal ein offener Stadtteil, der geschätzt bis 2030, Zukunft, Arbeiten sowie Forschung und Leben miteinander vereint. Die bestehende Industriearchitektur bietet ein attraktives Umfeld für neue Arbeitsmodelle und eine hervorragende Basis für zukünftige neue Produktionsanforderungen. Bereits beim ersten Konzept der Siemensstadt 1897 kombinierten die Siemens-Visionäre moderne, werkseigene Wohnungen mit der Arbeitswelt vor Ort. Mit Siemensstadt2 plant Siemens das größte Entwicklungsprojekt in seiner Geschichte und gleichzeitig einen Stadtteil der Zukunft. Das Investitionsvolumen beträgt ca. 600 Mio. Euro. Im Säulensaal des Roten Rathauses wurde im August 2021 der städtebauliche Rahmenvertrag für die Realisierung der Siemensstadt² unterzeichnet. Er legt die geplanten Flächen und deren Nutzung Visualisierung: © Siemens 20

Projekt Siemensstadt2  fest. Unter anderemwurde vereinbart die Gesamtentwicklung mit einer Geschossfläche von rund einer Mio. Quadratmetern mit einer Mischnutzung aus Industrie, Gewerbe, Forschung und Lehre, Wohnen, Beherbergung und sozialer Infrastruktur zu entwickeln. In diesem Paket sollen rund 2.700 Wohnungen unter Anwendung des Berliner Modells der kooperativen Baulandentwicklung, zwei Kitas sowie eine vierzügige Grundschule enthalten sein. Siemens setzt sich dabei hohe Klima- und Nachhaltigkeitsziele, wie einen CO2-neutralen Betrieb. Seitens der Stadt Berlin wird unter anderem die Wiederinbetriebnahme der Siemensbahn bis 2029 angestrebt. Kiez mit Zukunft Die Entwicklung des Areals folgt einem hohen städtebaulichen und architektonischen Anspruch und wird durch ein baukulturelles Begleitgremium beraten. Mit dem städtebaulichen Entwurf von O&O Baukunst wurde bereits im Januar 2020 die Grundlage für eine hochwertige Gestaltung geschaffen. Der ausgelobte Hochbauwettbewerb konkretisiert die Planung für das Areal am zukünftigen Eingangsbereich des neuen Stadtquartiers. Zwei beeindruckende Neubauten markieren zukünftig den Eingang. Das Berliner Architekturbüro Robertneun hat den hochbaulichen Realisierungswettbewerb gewonnen. Das hat eine Jury, bestehend aus Vertretern der Stadt und des Bezirks, Fachpreisrichtern sowie von Siemens, entschieden. Mit der Entscheidung steht fest, wie die ersten Neubauten des umfangreichen SiemensstadtProjekts aussehen werden. Gleichzeitig liefert der Entwurf eine architektonische Vorlage, an der sich die Gestaltung der geplanten weiteren neuen Gebäude auf dem Areal orientieren wird. Auch für das öffentliche Info-Center auf dem Vorplatz der neuen Siemensstadt liefert das Berliner Architekturbüro Robertneun einen spannenden Entwurf. Dabei gefiel der Jury besonders, dass der Gewinnerentwurf mit seinem rund 60 m hohen Hochhaus, einem neuen Hofgebäude sowie einem Info-Pavillon die historischen und denkmalgeschützten Bestandsgebäude zu einem Ensemble aus alt und neu ergänzt. Im Inneren des neuen Hofgebäudes begrüßt ein weites Atrium die Besucher im öffentlich zugänglichen Stadtgeschoss. Auch das Hochhaus greift diese Idee des offenen Stadtgeschosses auf. Beide verfügen zudem über eine öffentlich zugängliche Dachterrasse. Gemeinsam mit dem optisch über dem Platz schwebenden Info-Pavillon bilden sie den zukünftigen Eingangsbereich zur neuen Siemensstadt. Von ihm aus wird ein begrünter Boulevard als weitgehend autofreie Verbindungsachse in den Stadtteil der Zukunft führen. Auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit erhielt der Entwurf von Robertneun Bestnoten. Unter anderem mit einer besonders nachhaltigen Holzhybrid-Bauweise, begrünten Dächern und einem schlüssigen ökologischen Gesamtkonzept setzt er neue Maßstäbe. „Mit dem Siegerentwurf geben wir der Siemensstadt ein neues Gesicht.“, erklärt der General Manager des Projekts Stefan Kögl, Siemens AG. Visualisierung: © Siemens 21

Projekte  Tesla Grünheide Deutschland kann auch schnell Gigafactory Berlin-Brandenburg legt los Zwischen der Ankündigung von Elon Musk am 12. November 2019, in Brandenburg zu investieren und der Eröffnung der Gigafabrik lagen nur 861 Tage. In dieser Zeit entstand in Grünheide bei Berlin eine Riesenfabrik für Elektroautos und Batteriezellen. Die brandenburgische Landesregierung hatte in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) intensiv für den Standort geworben. Zur Vorbereitung und Begleitung der Ansiedlung wurde bereits am 22. November 2019 eine Task Force beim Ministerpräsidenten gebildet, die bisher knapp 30 mal tagte. Die Eröffnung in Grünheide (Mark) bei Berlin feiern Bund und das Land Brandenburg als Erfolg, Umweltverbände und Anlieger sehen sie eher kritisch. Zweifellos katapultiert das erste europäische Tesla-Werk die Region in den Olymp des Automobilbaus. Mit entsprechend prominenter Besetzung und dem persönlichen Besuch von US-Konzernchef Elon Musk feierten die ersten elektrischen Fahrzeuge ihre Übergabe an die Kunden. Eine der größten Industrieansiedlungen im Osten Deutschlands seit der Wende startet damit eine Produktion, die einmal jährlich 500.000 Fahrzeuge und Millionen von Batteriezellen betragen soll. Rund 12.000 Mitarbeiter sind dafür künftig geplant. Tesla erhielt 2019 bei der Suche nach einem europäischen Standort zahlreiche Angebote, verteilt über den Kontinent. Mit Berlin in der unmittelbaren Nachbarschaft und einer Adresse in Deutschland, einem weltweit anerkannten Automobilstandort, starteten die ersten Gespräche. Grünheide hatte zudem den Vorteil, dass sich für die Fläche bereits ein anderer Automobilkonzern interessierte, der sich aber später anderweitig entschied. So gab es bereits einen Bebauungsplan, der das ganze Verfahren damit erheblich abkürzte. Die Gigafactory Berlin-Brandenburg wird einmal der erste Standort in Europa sein, an dem Batteriezellen zusammen mit Elektrofahrzeugen im gleichen Werk hergestellt werden. Die Batteriefabrik für Visualisierung: © Mit freundlicher Genehmigung von Tesla, Inc“ 22

Projekte Tesla Grünheide  die Herstellung von Batteriezellen, die eine fünfmal höhere Energie und sechsmal mehr Leistung haben, befindet sich im Bau. Die Automobilfabrik in Grünheide ist laut eigenen Angaben die derzeit modernste, nachhaltigste und effizienteste Fabrik des Konzerns. Sie liegt auf einem rund 300 ha großen Grundstück verkehrsgünstig am Schnittpunkt der transeuropäischen Verkehrsachsen zwischen West- und Osteuropa. Ministerpräsident Dietmar Woidke: „Tesla ist das herausragende Beispiel für Brandenburgs neue Wirtschaftsdynamik. Die erste europäische Gigafactory findet überall große Aufmerksamkeit. Das sorgt dafür, dass unser Land als HightechStandort noch bekannter wird. Weitere Investitionen in die Batterieherstellung oder die LithiumProduktion sind geplant oder werden bereits umgesetzt. Gemeinsam bauen wir an einer neuen Wertschöpfungskette für E-Mobilität, für nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Klimaneutralität. Der Grundstoff dafür sind die Erneuerbaren Energien. Wir müssen und werden sie noch deutlich schneller ausbauen – auch, um unabhängiger von Gas- und Erdöl-Importen zu werden. Hier werden Tausende neue Arbeitsplätze entstehen. Die Region um Grünheide wird sich verändern. Die Infrastruktur von Kita über Wohnen bis Bahnanbindung muss ausgebaut werden. Wir sind hier auf einem guten Weg, haben aber noch eine ordentliche Strecke vor uns. Ich bin sicher, dass es uns gelingt, auch dies gemeinsam zu schultern.“ Foto: © Mit freundlicher Genehmigung von Tesla, Inc“ 23

Projekt  Wettbewerbe The Winner is… Das Lob gebührt dem Dirigenten, nicht dem Taktstock Für die einen sind sie Garanten für hochwertige Architektur und bestmögliche städtebauliche Lösungen, für die anderen eine Revolution zwischen hoher Erwartung und bodenständiger Realität. Im Portfolio eines Planungsbüros sind sie zweifellos eine anspruchsvolle Visitenkarte und gute Referenz. Mit der Auslobung von unterschiedlichen Wettbewerbsformen in der Architektur, des Städtebaus und der Landschaftsarchitektur suchen kommunale und private Bauherren sowie gewerbliche Investoren nach optimalen Lösungen bestehender Planungsaufgaben. Sie bekommen damit hochwertige baukünstlerische Vorschläge mit meist nachhaltigen Ideen und städtebaulichen Entscheidungsfindungen, die auf unterschiedlichen Wegen zu Lösungen führen. Ob ein Entwurf hinsichtlich Funktion, Kosten und Sozialverträglichkeit auch tatsächlich so umgesetzt wird, zeigt dann die Zeit nach Wettbewerbsende. Städtebauliche Einbindung von Feuerwehr und Verwaltung in Alt-Friedrichsfelde Die beiden Realisierungswettbewerbe für eine Schwerpunktfeuerwache der Berliner Feuerwehr und ein neues Verwaltungsgebäude („Bürodienstgebäude“) des Bezirksamtes Lichtenberg auf dem Gelände Alt-Friedrichsfelde 60 sind entschieden. Die jeweils als offene zweiphasige Wettbewerbe durchgeführten Verfahren hatten ein städtebauliches Konzept zur Grundlage, welches im Januar 2021 als Sieger aus einem städtebaulichen Werkstattverfahren hervorgegangenen war. Gemäß dem Konzept sollen die beiden Gebäude einen gemeinsamen Eingangsplatz rahmen. Mit den Ergebnissen der beiden Wettbewerbe liegen nun konkrete Planungen für einen ersten Baustein und weitere mögliche Entwicklungen des Geländes Alt-Friedrichsfelde 60 vor. Die Gesamtkoordination beider Wettbewerbe lag bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. Europaweite Auslobung Bis heute gibt es im ganzen Ortsteil keine eigene Feuerwache, sodass Notfalleinsätze von den Wachen der umliegenden Ortsteile und Bezirke übernommen werden müssen. Der Bau der neuen Schwerpunktfeuerwache dient damit der Sicherheit der Bürger. Im Mai und Juni 2021 wurden für die Schwerpunktfeuerwache und das bezirkliche Verwaltungsgebäude zwei getrennte offene, zweiphasige Realisierungswettbewerbe für ArchitekFoto: © www.Lindner-Fotograf.de 24

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