Architektur Südtirol 2022/23

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Editorial Peter Oberdorfer Verbleibende Spielräume Laut dem jüngst publizierten Jahresbericht des Südtiroler Landesinstituts für Statistik ging im Gesamtjahr 2022 die Bautätigkeit stark zurück. Die 2022 von den Gemeinden ausgestellten Baugenehmigungen verringerten sich im Vergleich zum Vorjahr um 32,6 Prozent, die Bauabschlüsse um 14 Prozent. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Inflation in Kombination mit der Zinswende) war auch nichts anderes zu erwarten. Die Auswirkungen der abrupt steigenden Zinsen auf den Immobilienmarkt sind wahrscheinlich noch gar nicht voll spürbar und werden sich im Lauf des Jahres 2023 eher noch verstärken. Die Härte der Zeiten ist je nach sozialer Schicht unterschiedlich stark spürbar. Wenn man bedenkt, dass Einfamilienhausbau schon seit längerem eher ein luxuriöses Unterfangen ist, verwundert es nicht, dass wir auch in einem eher schwierigen Jahr wieder über die Errichtung von eleganten Domizilen berichten dürfen. So bauten Asaggio in Feldthurns mit CR-2 ein thematisch konzipiertes Doppelhaus, Kostner Architektur baute in Wengen im Gadertal die anschmiegsame Villa Ciamplò, Pedevilla Architects erweckten die mittelalterliche Form des Wohnturmes zu neuem – und dank Dämmbeton nachhaltigem – Leben („Steinernes Mandl” in Gossensaß). Eine auch weiterhin starke Domäne der Südtiroler Architektur bleibt die – in der Nachbarprovinz errichtete – mediterrane Villa am Gardasee: Architekturplus steuerte die Villa Schwarz in Cisano bei, Castlunger Homes die Villa Pietra in Torri del Benaco, während G22 projects für den Umbau der Villa E (undisclosed location, aber ebenfalls am Wasser) verantwortlich zeichnen. Vielfach werden mediterrane Bauformen auch nach Südtirol importiert, besonders wohl fühlen sie sich im Meraner Land, wie etwa die Villa Camilla (plan team) zeigt. Eine interessante Form von spartanischem Luxus kreierte Stefan Hitthaler in Bad Ramwald über St. Lorenzen mit seinem Chalet-Weiler. Was heuer recht stark vertreten ist und was angesichts des vom Land verfügten Bettenstops bestimmt zunehmen wird, sind Bauvorhaben im gastronomischen Bereich, welche die Rahmenbedingungen des Tourismus verbessern, ohne die Bettenzahl zu erhöhen. Einige Beispiele: die schöne Radbar Zeress von Werner Pircher, die Keila Bar von hoi°architektur, die Pizzeria Samyr von David Preindl oder das Restaurant Carma von Stefano Peluso in Brixen. A pro pos Brixen: hier sind bemerkenswerte öffentliche Bauten zu vermelden: die neue Stadtbibliothek und die Musikschule (jeweils von Carlana Mezzalira Pentimalli aus Treviso), die schön gesetzte Unterdrittelbrücke (von 3M Engineering) und die Erweiterung der Kletterhalle von Wolfgang Meraner. Auch Hotelbauprojekte gibt es heuer: das Manna Resort (Pichler Architects), die Erweiterung vom Weißen Kreuz (Marx Ladurner), das Hotel Santre (Comfort_Architecten), der Arieshof (bergundtal), den Schopfenhof (Piller Scartezzini), Kessler‘s Mountain Lodge (von Stefan Gamper) oder die schwebende Erweiterung des Hotels Hubertus von noa*. Einfallsreich und sicher von zunehmender Bedeutung die Arbeiten im Bestand: die zwei Aufstockungen von Wolfgang Meraner, die von Valtingojer Architekten geplante Erweiterung eines Hauses in Obermais, der Umbau einer Wohnung am Ritten von Messner Architects oder die formale Neuausrichtung eines Wohnhauses in Säben durch Robert Dalsass. Eine bemerkenswerte Aufrüstung bäuerlicher Infrastruktur stellt last but not least die „landwirtschaftliche Abstelle” in Göflan von Walter Karl Dietl dar. Viel Spass beim Blättern Peter Oberdorfer Marcel Walch Foto: © Daria Sytarchuk Foto: © Birgit Koell Fotografie 3

4 Verbleibende Spielräume 3 Editorial Peter Oberdorfer Sanfter Auftritt 6 Zwei touristische Projekte von Rauch Gapp Architekten Überbrückung der Hochwassergefahr 8 Zwei Projekte von 3M Engineering Aspekte des Bauens mit Fertigteilen 10 Ein Gespräch mit Ing. Piero Bernabé, Geschäftsführer der Progress AG Einrichtung, die Schule macht 12 Ein Projekt von Roland Baldi Architects Keila – die Strandbar in den Bergen 13 Ein Interior-Design-Projekt von hoi°architektur Full Service auf allen Ebenen 14 Ein Projekt von G22 Projects Bauen im alpinen Ensemble 15 Ein Projekt von Piller Scartezzini Gerüstet für den Aufstieg 16 Die Heimstätte des FC Südtirol wurde vergrößert Wohnen und Arbeiten im Mehrgenerationenhaus 17 Ein Beispiel für ökonomische Nutzung von Baugrund Passende Verbindung 18 Ein Projekt von Messner Architects Weiterentwicklung einer Hofstelle 19 Aus dem Kösslerhof wurde Kessler’s Mountain Lodge Innovation/Promotion 21 Fantasie mit Hand und Fuß 28 Zwei Projekte von noa* network of architecture Elegant, smart und im Bewusstsein der Tradition 34 Drei Projekte von monovolume design + architecture Zusammensetzung eines Weilers 42 Ein Projekt von Stefan Hitthaler Konzentration auf das Wesentliche 45 Der Arieshof in St. Lorenzen ist neu und anders Gesamthafte Attraktivierung 50 Zwei Projekte von bergundtal Naturnahe Vielfalt organischer Form 54 Ein Projekt von Pichler Architects Stilisiert und ausgeklügelt 62 Ein Projekt des Architekturbüros dell‘agnolo – kelderer Geradlinig auf den See bezogen 66 Ein Projekt von Architekturplus Leitmotivische Komposition 70 Zwei Projekte von ASAGGIO Von der Umgebung geprägt 74 Zwei Projekte von Comfort_Architecten Annäherungen an ein Leitthema 81 Drei Projekte des Architekten Wolfgang Meraner Alpine Landschaft, mediterranes Ambiente 86 Drei Projekte von Plan Team Langfristige Erneuerung 92 Ein Projekt von Plan Team Einbettung in die Landschaft durch die differenzierte Materialwahl 96 Ein Projekt von Piller Scartezzini Lum d’Or 102 Ein Projekt von Angelo Senoner Neu und doch so viel andermax 106 Ein Projekt von hoi°architektur | alpine design & lifestyle Spurloser Eingriff 109 Ein Projekt von Andreas Gruber Konsequente Fortschreibung des Bestands 110 Ein Projekt von baukraft Architektur Zwei Zubauten 114 Differenzierte Projekte von Architekt David Preindl In bestehende Strukturen eingebetteter Tourismus 118 Zwei Erweiterungen von Stefan Gamper Substanz erhalten und neu zur Geltung bringen 124 Zwei Arbeiten im Bestand von Stefan Gamper Hoch in den Bergen oder mit Blick auf den See 131 Zwei Projekte von Castlunger Homes Resonanzkörper der Landschaft 134 Ein Projekt des Architekten Uwe Bacher Überregionaler Appeal und regionaler Bezug 136 Drei Projekte des Planstudios Pederiva Modern, schlicht, geradlinig 141 Zwei Projekte von hs architects Kubische Strukturen von hoher Integrität 144 Zwei Projekte von Valtingojer Architekten Inhalt Foto: © Daniel Demichiel Foto: © Oskar da Riz Foto: © Klaus Peterlin

5 Aus der Funktionalität entwickelte Form 148 Drei Projekte von Walter Karl Dietl Feldthurns: Abschluss des Zentrums 152 Ein Projekt von Arch. Albert Colz Genius Loci 154 Ein Projekt des Architekten Alessio Condotta Anständiges Hauptquartier für eine moderne Rösterei 156 Ein Projekt von Martin Stecher Formschöne Wohnsituation 159 Ein Projekt der Immobilienwerkstatt Funktionalität in wechselndem Maßstab 164 Zwei Projekte des Architekten Stefan Klement – in Zusammenarbeit mit Martin Hilpold Moderner Zuschnitt mit Bezug zur Tradition 169 Zwei Projekte von Studio C2 Neu Gedachtes und alt Bewährtes 173 Zwei Projekte von Pedevilla Architects Im Linienfluss der Landschaft 178 Ein Projekt von kostnerarchitektur Details im Fokus 180 Ein Projekt von kostnerarchitektur Zulassen 182 Zwei Projekte der Architekten Marx/Ladurner Einladende Belebung des Prielareals 186 Ein Projekt von Stefano Peluso Klare Formen im Spiel der Farben 188 Zwei Projekte von Werner Pircher Sieben Landschaftsbilder 192 Ein Projekt von upc architects Gratwanderung 194 Ein Projekt von Norbert Dalsass Mehr Raum für Offenheit 196 Ein Projekt von feld72 Neuer Platz für die Geiß 200 Ein Projekt von Roland Baldi Architects Zeitlos überdauernd 202 Ein Projekt von Studio Archea Landschaft und Geschichte 205 Zwei Projekte von Rauch Gapp Architekten Titelfotos von oben nach unten: Erika Suites & Lofts, Ratschings Foto: © Schaiter Fabian Haus EB Foto: © Giovanni De Sandre Chalets Bad Ramwald, St. Lorenzen Foto: © Harald Wisthaler Polygonal, multifunktional 208 Ein Projekt von Stifter + Bachmann Aus dem Gelände entwickelt 211 Zwei Projekte des Architekturbüros Kieser und Partner Authentische Idylle 214 In St. Kassian wurde eine Hofstelle umgebaut Diskretion auf Knopfdruck 217 Ein Projekt von Fkontract Behutsame Umgestaltung 218 Ein Projekt von Kraus Architektur Anknüpfung und Kontrast 220 Ein Projekt von Markus Scherer Halle mit lebendigem Außenbezug 222 Ein Projekt von Dejaco & Partner Neue Firmenzentrale des 226 Getränkegroßhändlers Graus Boandes in Abtei Ein Projekt von Lukas Burgauner Starke Gliederung, vielseitige Ausblicke 229 Ein Projekt von GS Projects Zurückhaltende Erweiterung im Ortszentrum 232 Ein Projekt von LZP Architekten Hangbebauung mit zwei Gesichtern 236 Ein Projekt von Griplan Eingriffe und Interventionen 239 Zwei Projekte von G22 Projects Gediegene Bautradition 243 Drei Projekte von Angelo Senoner Starke Impulse im öffentlichen Raum 250 Drei Bildungsbauten von städtebaulicher Bedeutung Impressum 199 Branchenverzeichnis 256 Foto: © Samuel Holzner Foto: © Samuel Holzner Foto: © Bernhard Kieser Kellerei Bozen Foto: © Oskar da Riz Hotel Hubertus, Olang Foto: © Alex Filz

Projekte Parc Hotel, Sulden Sanfter Auftritt Zwei touristische Projekte von Rauch Gapp Architekten Zahlen – Daten – Fakten Apartmenthaus Parc Hotel, Sulden am Ortler Bauherr: Familie Gutwenger Architektur: Rauch Gapp Architekten Baubeginn: September 2017 Fertigstellung: Dezember 2018 Das bereits mehrfach ausgezeichnete Architekturbüro Rauch Gapp Architekten operiert von Meran aus und baut gerne in der näheren räumlichen Umgebung. Die beiden Architekten studierten in Innsbruck und bearbeiteten im Lauf der Jahre mit Ihrer Planungsarbeit fast alle Bereiche der Architektur: Wohnbau, Tourismus, Gewerbe und Öffentliches Bauen. Appartementhaus Parc Hotel Sulden Bei dem Projekt handelt es sich um ein Appartementhaus mit fünf Ferienwohnungen und einer Betriebswohnung. Das Erscheinungsbild des neuen Gebäudes fügt sich in die für die Gegend in Sulden am Ortler typische kleinteilige Weilerstruktur mit individuell bedingten Gebäudeausrichtungen, Details und Charakteristika gut ein. Das unterste Geschoss (EG1) ist auf der Rückseite in den Hang eingegraben. Von der Kirche und dem Parc-Hotel aus betrachtet treten dadurch nur 2½ Geschosse und ein massiver Sockel in Erscheinung. Vom See aus hingegen erkennt man 3½ Geschosse. Die architektonischen Eigenschaften dieser Gebäude werden durch die Materialien und durch die räumlichen und funktionalen Anforderungen der Bauaufgabe geprägt: die Gästeappartements mit den Freibereichen in Form von Terrassen wurden in den oberen Geschossen (OG und EG2) in Holzbauweise errichtet. Die Betriebswohnungen, Empfangsbereiche und Nebenräume hingegen wurden in den unteren Geschossen (EG2 und EG1) in Massivbauweise (Stahlbeton- und Mauerwerk) realisiert. Die Oberfläche des Baukörpers wurde mit mineralischem Putz und Steinoberflächen der örtlichen Bautradition angeglichen. Was das äußere Erscheinungsbild betrifft, so wurde eine kompakt erscheinende Bauweise angestrebt, indem Balkone loggienartig ausgebildet wurden: Randbereiche werden durch vertikale Elemente wie Stützen und massive Holzlamellen gefasst. Dadurch entstand ein optisch klar definierter, ästhetisch geformter Holzbaukörper. Für die Schalung wurde Lärchenholz verwendet. Foto: © Samuel Holzner Foto: © Samuel Holzner Foto: © Samuel Holzner 6

Zahlen – Daten – Fakten Sanierung Hotel Winzerhöhe Bauherr: Monika Dosser Architektur: Rauch Gapp Architekten Baubeginn: November 2018 Fertigstellung: Mai 2019 Hotel Winzerhöhe, Schenna Das schön gelegene Hotel Winzerhöhe in Schenna durchlief eine grundlegende Erneuerung. Ziel des Bauvorhabens war es, das Bestandsgebäude zu sanieren, eine Erweiterung im Dachgeschoss zu realisieren und dem gesamten Ensemble inklusive ebenfalls neu errichtetem, separatem Zubau mit Sauna, ein einheitliches Erscheinungsbild zu verleihen. Dies wurde bewerkstelligt, indem man dem Gebäude eine neue leicht strukturierte Hülle vorstellte, die aus Holzelementen (Brettern, Stützen und Balken) besteht. Für das Erdgeschoss, das erste und zweite Obergeschoss war eine Teilsanierung vorgesehen, die Wohnbereiche der hier befindlichen zwölf Appartements wurden neu organisiert und eingerichtet. Sämtliche Appartements erhielten großzügige, südseitig orientierte Loggien und Fensteröffnungen, alle Geschosse sind durch ein neues zentrales Treppenhaus mit Aufzug und Laubengang neu erschlossen. Das bestehende Dachgeschoss wurde vollständig abgetragen und mit einem neuen Holzaufbau ergänzt, in dem acht neue, geräumige Appartements angelegt wurden. Der in Stahlbeton mit Strukturputz-Oberfläche ausgeführte Zubau mit Sauna und Ruheraum ist in den angrenzenden Hang eingebettet und nimmt sich in seiner Erscheinung stark zurück, wobei die Sauna einen spektakulären Ausblick bietet. Sowohl Ruheraum als auch Sauna sind nur über den Freibereich zugänglich. Die Wege dorthin sind als Parcours angelegt, der durch die von einer Landschaftsarchitektin kunstvoll gestalteten Freiräume führt. Projekte Hotel Winzerhöhe, Schenna Foto: © Benjamin Ennemoser Foto: © Benjamin Ennemoser Foto: © Benjamin Ennemoser 7

Projekte Unterdrittelbrücke, Brixen Überbrückung der Hochwassergefahr Zwei Projekte von 3M Engineering Zahlen – Daten – Fakten Neubau der Unterdrittelbrücke, Brixen Bauherr: Gemeinde Brixen, Alexander Gruber Planung und Bauleitung: 3M Engineering srl mit Roberto Ricci Maccarini und Patric Facen Baubeginn: Oktober 2021 Fertigstellung: August 2022 Der Brückenbau stellt seit Menschengedenken eine Kernaufgabe der Ingenieurskunst dar. Zur verkehrstechnischen Bedeutung gesellen sich je nach Gemengelage weitere Aspekte. In einer gebirgigen Gegend, in der ein unscheinbares Gewässer binnen kurzer Zeit zerstörerische Kraft entwickeln kann, spielt ein vorausschauender Hochwasserschutz eine besondere Rolle. Unterdrittelbrücke in Brixen Die Unterdrittelbrücke in Brixen ist in historischer, verkehrstechnischer, aber auch in Hinblick auf die Hochwassersicherheit von enormer Bedeutung. Am Standort der Brücke wurde die aus dem Pustertal kommende Rienz knapp vor dem Zusammenfluss mit dem Eisack wahrscheinlich bereits in der Römerzeit überquert. Heute gelangt man dort vom historischen Stadtzentrum in den – noch älteren – Stadtteil Stufels, weshalb die Brücke an dieser Stelle ein unverzichtbares Bindeglied zwischen zwei geschichtlich eng verbundenen Stadtteilen bildet. Die Problematik der „alten” 1974 errichteten Unterdrittelbrücke bestand darin, dass die Rienz das gesamte Pustertal und einige Seitentäler entwässert und deshalb eine ständige und latente Hochwassergefahr für die Stadt Brixen bedeutet. Die sanierungsbedürftige Bestandsbrücke entsprach nicht mehr den heutigen hydraulischen Sicherheitsstandards. Zum einen ruht sie auf einem Pfeiler, der im Hochwasserfall angeschwemmtes Treibgut blockiert und damit Überschwemmungen verursachen kann, zum anderen ist sie so tief gebaut, dass im Extremfall nicht genug Wasser unter ihr durchfließen kann. Aus diesem Grund entschied man sich, die bestehende Brücke nicht zu sanieren, sondern abzureißen. Durch den Neubau nach den Plänen des Bozner Ingenieurbüros 3M Engineering wurde die Gelegenheit wahrgenommen, nicht nur eine sichere Brücke zu errichten, sondern auch eine äußere Erscheinung für dieselbe zu wählen, die unter dem Gesichtspunkt des Ensembleschutzes besser in die Umgebung passt. Nach reiflichen Überlegungen wählte man die Form einer Bogenbrücke, die die Überquerung der Rienz in einer einzigen Spannweite ohne Pfeiler ermöglicht. Der Stahlbogen wurde in der Mitte zwischen den beiden Fahrbahnen geführt, um den Abbiegeverkehr nicht zu behindern. Seine Form steht in einem Zusammenhang zu den beiden Brücken der näheren Umgebung und stellt auch einen für die historische Umgebung passenden Bezug zum römischen Brückenbau her. Die Höhe des Bogens wurde bewusst so zurückhaltend gewählt, dass angrenzende Bauwerke nicht überragt werden. Ein wenig höher als bisher verläuft allerdings die Fahrbahn, was den hydraulischen Querschnitt der Brücke vergrößert und die Hochwassergefahr für die Stadt verringert. Foto: © 3M Engineering 8

Projekte Hoferbrücke, Sterzing Zahlen – Daten – Fakten Neubau der Hofer-Brücke, Sterzing Bauherr: Autonome Provinz Bozen, Florian Knollseisen Planung und Bauleitung: 3M Engineering srl mit Roberto Ricci Maccarini Baubeginn: November 2020 Fertigstellung: September 2022 Hoferbrücke in Sterzing Östlich von Sterzing überquert die stark befahrene SS12 den Eisack, die dortige „Hofer-Brücke” musste nunmehr im Zuge einer Verbreiterung und Absenkung des Flussbettes abgerissen und neu errichtet werden. Dabei handelte es sich primär um eine Maßnahme, die die Stadt Sterzing vor den Gefahren eines möglichen Hochwassers schützen sollte. Die Verbreiterung des Flussbettes fand orthographisch rechts auf der südlichen Uferseite statt. Die neue Brücke mit einer Spannweite von 16 Metern und einer Höhe von fünf Metern wurde behutsam ins bestehende Netz der Rad- und Fußwege eingepasst. Errichtet wurde die 13,5 Meter breite Brücke aus Stahlbeton und Cortenstahl. Gehsteige verlaufen nunmehr auf beiden Seiten, die Fußgängerrampe wurde ebenfalls neu errichtet. Die besondere Herausforderung bei den Bauarbeiten bestand in der Planung der Abläufe, ging es doch darum, den nicht umleitbaren Verkehrsfluss während der gesamten Bauzeit der Brücke aufrechtzuerhalten. In einer ersten Bauphase wurden drei voneinander getrennte Brückenteile errichtet und dann in zwei Arbeitsschritten mit Hilfe von Hydrauliksystemen zusammengeführt. So konnte die alte Brücke noch bis zur Eröffnung der neuen benutzt werden und der Verkehr musste nur für einen einzigen Tag gesperrt werden. Foto: © 3M Engineering Foto: © 3M Engineering Foto: © 3M Engineering 9

Interview Ing. Piero Bernabé Welche ökologischen Vorteile kann Bauen mit Betonfertigteilen bringen? Technische Veränderungen haben in der letzten Zeit eher die Planung verbessert als die Arbeit am Bau. Man denke an die Digitalisierung, BIM und diese Dinge. Das Bauen mit Fertigteilen ist eine Chance, auch die Arbeit am Bau effizienter und damit ressourcenschonender zu gestalten. Weniger verbrauchter Stahl und weniger verbrauchter Beton bedeuten weniger Emissionen. Wenn man mit traditioneller Bauweise extrem exakt und ressourcenschonend arbeiten will, geht das schon auch, aber nur mit entsprechend großem Arbeits- und Personalaufwand. Personal ist aber teuer und oft gar nicht mehr im nötigen Maß zu bekommen. Das Bauen mit Fertigteilen ist eine technische Lösung, die uns dabei helfen kann, nicht nur Ressourcen zu sparen, sondern auch die Arbeit am Bau trotz Arbeitskräftemangels in dem Maße, wie Wirtschaft und Gesellschaft das brauchen, aufrechtzuerhalten. Aspekte des Bauens mit Fertigteilen Ein Gespräch mit Ing. Piero Bernabé, Geschäftsführer der Progress AG Im Rahmen der von der Architektenkammer organisierten Reihe von Fortbildungsveranstaltungen arch.academy fand am 30.09.2022 im Headquarter der Progress AG eine Tagung zum Thema Massivbau statt, bei der es um das Bauen mit Betonfertigteilen ging. Am Rande der Veranstaltung stand der Geschäftsführer der Progress Gruppe Ing. Piero Bernabé für ein kurzes Gespräch mit architektur südtirol zur Verfügung, in dem er einige Aspekte des Tagungsthemas erläuterte. Was wird unternommen, um den CO2-Ausstoß bei der Zementproduktion zu verringern? Man versucht auf der einen Seite Zement zu erzeugen, der hochwertiger und aktiver ist und von dem man daher weniger bei der Produktion von Beton einsetzen muss. Auf der anderen Seite geht die Entwicklung wahrscheinlich in die Richtung, dass man das bei der Produktion entstehende CO2 nicht freisetzt, sondern bindet und lagert, also nicht emittiert. Auf die Zementerzeugung selbst haben wir aber keinen Einfluss, allerdings können wir Lieferanten wählen, die umweltverträglich produzieren und das tun wir, auch wenn diese Anbieter dann deutlich teurer sind. Außerdem können wir bei der Betonmischung Rezepte entwickeln, die Zement sparsam einsetzen und die Bauteile, die wir herstellen, so planen, dass möglichst wenig Beton dabei verbraucht wird. Wir haben zum Beispiel eine Decke mit Hohlkörpern entwickelt, bei der wir mit 20 Prozent weniger Beton auskommen. Wird der Spielraum, teure, nachhaltige Lösungen zu wählen in der aktuellen Situation geringer? Das ist sicher so, aber der Preisanstieg bei Energie und Rohstoffen führt andererseits auch dazu, dass genau das, was wir anbieten, mehr nachgefragt wird. Nachhaltig zu bauen bedeutet energieeffizient zu bauen, sodass auch der Betrieb von Gebäuden Ressourcen wie Energie spart und damit am Ende weniger kostet. Und natürlich muss man so planen und bauen, dass sich der Lebenszyklus von Gebäuden entsprechend verlängert und der spätere Ressourcenaufwand für Renovierung, Sanierung und Neubau verringert wird. Die Erfahrung, die wir diesbezüglich gesammelt haben, versuchen wir immer wieder bei Neubauprojekten in den Planungsprozess einzubringen. Da suchen wir aktiv den Austausch mit Architekten und Ingenieuren. Foto: © Jürgen Eheim Foto: © Alexander Pauli 10

Interview Ing. Piero Bernabé Welche Rolle spielt BIM in diesem Zusammenhang? Je mehr BIM forciert und verbreitet wird, desto besser ist das für uns, weil mit unseren Elementen eine sehr exakte Planung möglich ist. Auch sind in unseren Fertigteilen so viele Funktionen enthalten – Dämmung, Anlagen, Fassade, etc. – dass die Verbauung eine ausgereifte Planung voraussetzt. Wenn aber ein BIM-Modell mit allen Funktionen eines Gebäudes fertig ist, können wir die gewünschten Elemente exakt produzieren und liefern. Man muss halt bereit sein, mehr Zeit in den Planungsprozess zu investieren, weil die Planung viel detaillierter und aufwendiger ist, wenn man vorab einen vollständigen digitalen Zwilling des Gebäudes herstellt. Aber dafür wird die Errichtung des Gebäudes effizienter. Es passieren weniger Fehler und man verschwendet wiederum weniger Zeit und Ressourcen. Bestes Beispiel ist vielleicht unser neues Firmengebäude hier in Brixen: wir konnten die Bauzeit gegenüber konventioneller Bauweise um 40 Prozent und den Einsatz von Arbeitskraft um 60 Prozent verringern. In welchen Bereichen der Bauwirtschaft sehen Sie für die Zukunft das größte Wachstumspotenzial für Ihr Unternehmen? Im Bereich Gewerbebau sind wir schon sehr aktiv und Fertigteile werden als beste Lösung anerkannt und eingesetzt. Wachstumspotenzial sehe ich im Wohnbau, etwa im Bereich Mehrparteienhäuser. Die Nachfrage nach langlebigen und energieeffizienten Gebäuden mit hoher Wohnqualität ist groß und wird in der Zukunft steigen. Mit modernen und innovativen Betonfertigteile kann man nachhaltige Gebäude sehr effizient bauen. Das Gespräch führte Peter Oberdorfer Foto: © Alex Filz Foto: © Progress 11

Projekte Landesberufsschule Zuegg, Meran Einrichtung, die Schule macht Ein Projekt von Roland Baldi Architects Zahlen – Daten – Fakten Interior Design Berufsschule Zuegg Bauherr: Autonome Provinz Bozen Architektur: Roland Baldi Architects Mitarbeit: Arch. Carlo Scolari Baubeginn: Mai 2021 Fertigstellung: November 2021 Die Meraner Landesberufsschule „Dipl.-Ing. Luis Zuegg“ für Handel, Handwerk und Industrie ist im Laufe der Jahre stetig gewachsen und wurde daher 2021 um ein neues Gebäude mit Laborräumen erweitert. Mit der Einrichtung wurden Roland Baldi Architects aus Bozen beauftragt. Der vielschichtige Auftrag umfasste Standard-Ausstattungen für die Unterrichts- und Computerräume, Sonderausstattungen für die zahlreichen Labors sowie maßgefertigte Möbel. Das professionelle Umfeld erforderte nüchterne Funktionalität und diese zieht sich als roter Faden durch das gesamte Interior Design. Es wurde eine begrenzte Farb- und Materialpalette gewählt, mit weißen Möbeln, neutralen, hellen Farben und Eichenholzoberflächen, die dem maßgefertigten Mobiliar Wärme und Behaglichkeit verleihen, während einfache, klare Linien die Zweckmäßigkeit der Nutzung unterstreichen. Zusätzlich zur Einrichtung der Klassenräume wurden auch Computerräume, Labors für Körperpflege und Handel, eine Schneiderei und eine Bauwerkstatt eingerichtet. In der obersten Etage befindet sich ein Konferenzraum, der mit einem professionellen Audio-VideoSystem ausgestattet ist, während in der untersten Etage ein Aufenthaltsraum eingerichtet wurde, der den Schülern als Rückzugsort sowie als Treffpunkt für verschiedene außerschulische Aktivitäten dient. Die Schule wird von den Architekten nicht nur als Ort der Ausbildung aufgefasst, sondern auch als kreativer Raum für Learning by doing. Der ablenkungsfreie Minimalismus der Einrichtung geht aus diesem Grund Hand in Hand mit einem Wohlfühlfaktor und einer Aufenthaltsqualität. So wird in die ohnehin schon lebhafte und turbulente Welt der Schüler ein harmonisches Gleichgewicht gebracht. Foto: © Roland Baldi Architects Foto: © Roland Baldi Architects Foto: © Roland Baldi Architects 12

Keila – die Strandbar in den Bergen Ein Interior-Design-Projekt von hoi°architektur Zahlen – Daten – Fakten Inneneinrichtung Lounge Bar Keila, Uttenheim Bauherr: Alex Schwingshackl, Steffi Durnwalder Architektur: hoi°architektur® | alpine design & lifestyle Bauzeit: 2022 In der Sportzone in Uttenheim, direkt neben dem Fußball- und Volleyballplatz, erhebt sich ein von außen unscheinbar wirkendes Gebäude, in dem sich die Lounge Bar Keila befindet. Direkt neben dem Lokal verläuft der Radweg, auf dem man nach Sand in Taufers, Innichen oder Franzensfeste gelangt. Das Lokal bietet Platz für 40 bis 50 Personen und hat eine ganze Menge zu bieten. Die moderne Einrichtung erinnert mit den fächerartigen Holzelementen, die an Fenstern und Wänden angebracht sind, an eine Strandbar. Durch die Fensterfronten wirkt das Lokal offen und hell, das Lichtkonzept setzt die Holzelemente an Decke und Theke wirksam in Szene, was eine starke Außenwirkung garantiert. Die Einrichtung wurde in schlichten Grautönen gehalten, wobei einige farbige Elemente zwischendurch abwechslungsreiche Akzente setzen. Aus der Zusammenarbeit mit dem Pächter ergaben sich zahlreiche Ideen: diese betrafen etwa die Gestaltung des außergewöhnlichen Eingangsbereichs, der einen fließenden Übergang zwischen Innen- und Außenbereich schafft. Die Metallelemente – wie etwa die Halterung für die Deckenbeleuchtung oder die MetallverkleiProjekte Keila Bar, Uttenheim dung der Theke – wurden vom Pächter selbst hergestellt, was dem Lokal zum einen eine persönliche Note verleiht, und zum anderen einen wirksamen harten Kontrast zu den textilen Elementen bildet. So wurde aus einem weißen, leeren Raum ein einmaliges und einladendes Lokal, das von Jung und Alt gern besucht wird. Foto: © Hannes Niederkofler Foto: © Hannes Niederkofler 13

Zahlen – Daten – Fakten Brandnamic Messestand, Bozen Bauherr: Brandnamic GmbH Architektur: G22 Projects Bauzeit: 2021 Projekte Brandnamic Messestand, Bozen Full Service auf allen Ebenen Ein Projekt von G22 Projects Der Brandnamic Messestand auf der HOTEL Messe 2021 und 2022 in Bozen repräsentierte das Unternehmen, kommunizierte, worum es bei einer Full-Service-Marketingagentur geht, und stellte zugleich ein kunstvolles und kundenorientiertes Arrangement von abgetreppten Lounge- und Besprechungsebenen dar. Das Layout mit den zeitlosen schwarzen und weißen Elementen bezieht sich klar auf die etablierte Formensprache der „Corporate Identiy“ des Unternehmens. Der Erstkontakt erfolgt über die im Eck angelegte Empfangstheke, welche die Möglichkeit der Auskunft bzw. auch der Verteilung von Informationsmaterial bietet. In weiterer Folge definieren „terrassenförmig“ angelegte Bereiche die sechs Säulen der Dienstleistungen von Brandnamic. Treppenstufen verbinden die einzelnen Ebenen über unterschiedliche Höhenniveaus. Jeder Bereich lädt zum Verweilen und zum Gesprächsaustausch über die rundum verlaufenden Sitzmöglichkeiten ein. Lose Beistelltische runden das Konzept ab. Das Spiel der unterschiedlichen Höhenniveaus spiegelt sich in den Deckenelementen wider. Sie rahmen die einzelnen Bereiche in der Höhe ein und sind auf der Innenseite mit themenbezogenen Grafiken und Texten bespielt. Den zentralen Kern bildet das Logo und der Flatscreen mit beweglichen Bildern, der als eine visuelle Informationsquelle in der Mitte des Messestandes hervorsticht. Im hinteren Bereich erfolgt versteckt die logistische Abwicklung des Caterings. Über eine Treppe gelangt der Service von außen zentral in den Messestand und ermöglicht so die problemlose Bedienung aller Bereiche. Foto: © Alex Filz Foto: © Alex Filz 14

Bauen im alpinen Ensemble Ein Projekt von Piller Scartezzini Projekte Almhütte Fane Alm, Vals Zahlen – Daten – Fakten Neuerrichtung einer Almhütte, Fane Alm, Vals Bauherr: privat Architektur: Arch. Florian Scartezzini Baubeginn: Sommer 2021 Fertigstellung: Ende 2022 Bei der „Fane Alm” im Valsertal handelt es sich um ein Almdorf, das im Talschluss des Valsertals auf einer Höhe von rund 1.700 Metern Seehöhe bereits im Mittelalter angelegt wurde und bis heute von den Valser Bauern bewirtschaftet wird. Aufgrund des einmaligen Charakters des Ensembles von Almhütten ist die Bewahrung desselben ein wichtiges Anliegen des Landschafts- und Ensembleschutzes. Die bestehende Hütte war baufällig, sie musste daher abgebrochen und neu errichtet werden. Die Hütte ruht auf einem gemauerten Natursteinsockel. Beim Neubau wurde darauf geachtet, nur wenige und kleine Holzfenster vorzusehen, deren Proportionen, Art und Gliederung von jenen des Bestandes abgeleitet wurden. Das Dach wurde, ebenfalls in Anlehnung an die bestehende Dachlandschaft, mit Holzschindeln gedeckt, so wie es der Ensembleschutz vorgibt. Die Almhütte diente traditionell den Hirten und Bauern in der warmen Jahreszeit, während der Bewirtschaftung der insgesamt gut 800 ha großen Fläche, als Unterkunft. Heute dient sie als Freizeit- und Ausflugshütte für den Bauherrn. In der Hütte befindet sich eine Wohnküche mit Kochnische und Eckbank sowie ein Schrankbett. Zudem gibt es ein kleines Bad mit Dusche und WC. Foto: © Martin Bacher Foto: © Martin Bacher Foto: © Martin Bacher 15

Projekte Drususstadion, Bozen Gerüstet für den Aufstieg Die Heimstätte des FC Südtirol wurde vergrößert Zahlen – Daten – Fakten Erweiterung Drusus Stadion, Bozen Bauherr: Stadtgemeinde Bozen Architektur: Dejaco + Partner, gmp International Fachplanungen: Bergmeister Ingenieurbüro Baubeginn: 2019 Fertigstellung: 2023 Das Drususstadion in Bozen, Heimstätte des ambitionierten Fußballvereins FC Südtirol, ist in einer Zone situiert, die in der Zeit des Faschismus für Sport- und Freizeitaktivitäten ausgewiesen wurde. Die historische und denkmalgeschützte Hauptfassade weist folglich die klassizistischen Stilmerkmale dieser Zeit auf. Im Zuge der Modernisierung und Erweiterung des Stadions blieben die denkmalgeschützten Elemente erhalten und wurden in das neue Gebäude integriert. Die Realisierung des Bauvorhabens erfolgte nach den Plänen des Architekturbüros Dejaco + Partner in Zusammenarbeit mit gmp International und Bergmeister Ingenieurbüro. Das in den 1930erJahren unter dem Faschismus erbaute Stadion weist heute zwei gegenüberliegende Tribünen mit unterschiedlichen Charakteristiken auf. Die Haupttribüne Zanvettor wurde vergrößert, die Unterkonstruktion und das Dach wurden neu aufgebaut, um die räumlichen Anforderungen der nationalen Fußball-Meisterschaft der Serie B zu erfüllen. Die gegenüberliegende Canazza-Tribüne mit ihrem charakteristischen Betondach wurde erhalten, vergrößert und renoviert. Ausgehend von den zwei bestehenden Tribünen Zanvettor und Canazza wurde ein modulares Bebauungssystem entwickelt, das in Zukunft unkomplizierte zusätzliche Erweiterungsschritte ermöglicht, sollte etwa der Aufstieg in die Serie A gelingen. Gegenwärtig bilden Alt- und Neubau ein fein ausdifferenziertes Ganzes. Die neue schlichte Umrahmung der historischen Monumentalfassade mit ihren überdimensionalen Säulen bringt das Baudenkmal einer vergangenen Zeit neutral zur Geltung. Foto: © Vanessa Runggaldier Foto: © Vanessa Runggaldier Foto: © Vanessa Runggaldier 16

Wohnen und Arbeiten im Mehrgenerationenhaus Ein Beispiel für ökonomische Nutzung von Baugrund Projekte Erweiterung Mehrgenerationenhaus, St. Ulrich Zahlen – Daten – Fakten Erweiterung eines Wohnhauses, St. Ulrich Bauherr: privat Architektur: Studio C2 Baubeginn: April 2022 Fertigstellung: Dezember 2022 Ein elegantes Erweiterungsprojekt eines bestehenden Hauses wurde in St. Ulrich im Grödnertal realisiert. Dabei gelang es auf relativ engem Raum in steiler Hanglage dort, wo einst ein Wirtschaftsgebäude stand, einen neuen Baukörper zu errichten, der sich, für die jüngere Generation gedacht, ästhetisch vom Bestand absetzt und sich dennoch in Harmonie mit diesem entwickelt. In der abgerissenen Bestandsstruktur hatte sich eine Werkstatt mit Hühnerstall befunden. Im neuen zweiteiligen Gebäude sollte eine Werkstatt entstehen und ein kleines Wohnhaus für die Tochter. Die Werkstatt bildet den zweigeschossigen und mit Flachdach errichteten Verbindungstrakt zwischen den beiden außenliegenden Wohnhäusern: dem großen Bestandshaus der Familie und dem kleineren, dreigeschossig ausgeführten neuen Wohnhaus der Tochter. Beide Wohngebäude sind mit Satteldach aufeinander bezogen, das Haus der Tochter setzt sich jedoch mit einer modernen Formgebung vom Bestand klar ab. Das Erdgeschoss wurde mit heller Putzfassade ausgeführt, Ober- und Dachgeschoss und das Dach selbst sind zur Gänze mit Lärchenbrettern verschalt, was zusammen mit dem Verzicht auf ein Vordach eine kompakte Form ergibt, die von schmalen langgezogenen Verglasungen elegant durchzogen wird. Das Obergeschoss ist zurückversetzt, sodass sich in diesem Bereich eine von Dach und Seitenwänden gut geschützte Terrasse ausbildet. Die Fassade der Werkstatt weist ebenfalls eine Kombination von Holz und Putz auf. Das Obergeschoss ist durch großflächige Verglasungen besonders gut belichtet, was günstige Arbeitsbedingungen schafft. Die zwei neuen Gebäudeteile sind jeweils mit separaten Eingängen und vertikalen Erschließungen versehen und durch einen gemeinsamen Hof, aber auch durch Öffnungen in den Gebäuden mehrfach miteinander verbunden. Foto: © C2 Foto: © C2 17

Passende Verbindung Ein Projekt von Messner Architects Das umgebaute Apartment der Bauherren Doris und Jón befindet sich im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses, das im Jahre 1990 in einer Wohnsiedlung am Rande des Dorfes Klobenstein am Ritten erbaut wurde. Ein kleiner Garten umgibt die nach Südwesten ausgerichtete 4- ZimmerWohnung. Die wesentlichen Eingriffe betrafen die Umgestaltung von Küche und Wohnraum, sowie der beiden Badezimmer. Der vorgefundene Grundriss erwies sich als kleinteilig und wurde in Teilen auf die Bedürfnisse der neuen Besitzer nach Licht und Großzügigkeit abgestimmt – und auch darauf, dass Jón aus Island stammt. Vom Eingangsbereich gelangt man in den Wohnraum, wo dunkelblaues Linoleum und Lärchenparkett aufeinandertreffen. An der Schnittstelle befindet sich ein freistehendes Möbel ähnlich einem Eisberg, welches an der Flurseite als Stauraum und rückseitig als schützendes Trennelement für das Sofa dient. Durch den Abbruch von Innenwänden und Innentüren wird der gesamte Flur- und Eingangsbereich nun mit Tageslicht versorgt. Auch der Wohnraum wurde durch den Abbruch der Trennwand zur Küche erweitert, wodurch Platz für einen freistehenden Küchenblock geschaffen werden konnte. Mit weißen Möbelfronten, türkisfarbenen Details und Arbeitsflächen in Laaser Marmor und Corian bilden Küchenzeile und Block den Hintergrund des Essplatzes. Ein Oberlicht in der Trennwand zwischen Wohnraum und Bad versorgt das intern gelegene Badezimmer nun mit Tageslicht. Durch den Teilabbruch einer Trennwand konnte eine geräumige Dusche geschaffen werden, ohne dass man auf einen kleinen Abstellraum verzichten musste. Auch im Bad bestimmen Grün- und Weißtöne bei Fliesen und Möbeln die Atmosphäre. Während das Oberlicht tagsüber das Badezimmer nicht nur mit natürlichem Licht versorgt, sondern zudem Spiegel ist, wird es abends zur indirekten Lichtquelle für den Wohnraum. Im Übrigen wurden sämtliche Innentüren erneuert und in den Schlafzimmern die bestehenden Holzböden abgeschliffen. So entstand ein Zuhause, in dem sich nordische und lokale Elemente zu einem modernen Ambiente verbinden. Zahlen – Daten – Fakten Umbau einer Wohnung, Klobenstein am Ritten Bauherrschaft: Doris und Jón Architektur: Messner Architects Baubeginn: 2021 Fertigstellung: 2022 Projekte Wohnungsumbau, Klobenstein Foto: © Karina Castro Foto: © Karina Castro 18

Zahlen – Daten – Fakten Erweiterung Kessler’s Mountain Lodge, Natz-Schabs Bauherr: Familie Rudolf Hofmann Architektur/Innenarchitektur: Stefan Gamper, Master of Engeneering Baubeginn: August 2021 Fertigstellung: April 2022 Weiterentwicklung einer Hofstelle Aus dem Kösslerhof wurde Kessler’s Mountain Lodge Der Kösslerhof in Natz-Schabs ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, der auch als Beherbergungsbetrieb geführt wird. Nunmehr wird durch eine groß angelegte bauliche Erweiterung das touristische Standbein der Hofstelle entsprechend gestärkt. Das Erweiterungsprojekt erfolgt in zwei Schritten, deren erster bereits abgeschlossen werden konnte. Dieses erste Baulos bestand darin, dass das bisherige Wirtschaftsgebäude, welches hinter dem bestehenden Wohngebäude angelegt ist, abgerissen und neu errichtet wurde. Es entstand ein übersichtlich gegliederter zweiteiliger Baukörper mit einem doppelten Satteldach, der zehn Ferienwohnungen enthält. Hangseitig wurden Technikräume, die Räumlichkeiten für die landwirtschaftliche Produktverarbeitung sowie ein Kinderbereich und der Abstellraum für Fahrräder und Ski errichtet. Des Weiteren wurde westlich vom Neubau des Wirtschaftsgebäudes ein weiterer Baukörper angefügt, der – wenn auch bedeutend kleiner – so doch in der Maßstäblichkeit ähnlich erscheint und ebenfalls eine zweiteilige Form mit doppeltem Satteldach aufweist. Die zwei „Chalets“ enthalten insgesamt drei größere Wohneinheiten, die sich jeweils auf zwei Geschosse verteilen. In einem später vorgesehenen zweiten Baulos soll das Haupthaus mit den Allgemeinbereichen umgebaut werden, weiters ist die Errichtung von zwei weiteren Chalets vorgesehen. Das architektonische Gesamtkonzept folgt der Typologie einer Hofstelle, die sich aus Haupt- und untergeordneten Nebengebäuden zusammensetzt. Die Gebäude wurden winkelförmig angeordnet, wodurch ein windgeschützter Hofbereich entstand, der mit bequemen, hölzernen Sitzmöbeln, Fußpfaden und einem Kinderspielplatz ausgestattet wurde. Im Sinne der Anknüpfung an die ländliche Bautradition wurden die Gebäude in Holzbauweise errichtet. Dabei kam primär Lärchenholz zum Einsatz; dies gilt für die Sichtschalung der Außenfassade, der Dachstruktur, die Fenster und Türen genauso wie für die Innentreppen und den Innenausbau. Projekte Kessler‘s Mountain Lodge, Natz-Schabs Foto: © Helmuth Rier Foto: © Helmuth Rier Foto: © Helmuth Rier 19

www.architektur-journal.it Wir präsentieren Sind Sie der Meinung, dass noch weitere architektonische Highlights aus Südtirol in diesem Journal fehlen? Die Vorbereitungen für die 2023/24er Ausgabe beginnen in Kürze. Rufen Sie mich bitte an! Marcel Walch Mobilnummer: +43 664 5005551 info@architektur-journal.it www.architektur-journal.it Foto: © Dietmar Freiburg auf Pixabay Foto: Daria Sytarchuk

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26 Innovation/Promotion Aufzüge • Lastenaufzüge • Hebebühnen • Treppenlifte Aufzughersteller seit 1962 Brixen 0472 837355 Bozen 0471 200688 Meran 0473 237554 In den Medien wird derzeit intensiv über die zukünftige Heizungsversorgung diskutiert. Angesichts steigender Energiepreise und des Klimawandels suchen viele nach Alternativen zu fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas. Aber welche Heizung ist die beste Wahl für die Zukunft? Eine vielversprechende Option sind Wärmepumpen, die Energie aus der Umwelt gewinnen und dadurch sehr effizient arbeiten. Besonders interessant sind hier Luft-Wasser-Wärmepumpen, die die Energie aus der Umgebungsluft entziehen und damit auch in kalten Regionen funktionieren. Außerdem können Wärmepumpen auch im Sommer als Klimaanlage genutzt werden. Eine weitere Option sind Holzpellet-Heizungen, die aus nachwachsenden Rohstoffen gespeist werden und damit CO2-neutral sind. Auch hier sind moderne Systeme sehr effizient und bieten einen hohen Komfort. Zudem ist die lokale Verfügbarkeit von Holzpellets gut, was die Transportkosten niedrig hält. Eine dritte Möglichkeit sind Solarthermie-Anlagen, die die Energie der Sonne nutzen, um Wasser zu erwärmen. Diese kann dann zur Raumheizung und zur Warmwasserbereitung genutzt werden. Allerdings ist die Ausbeute an sonnenreichen Tagen höher als an bewölkten Tagen und in den Wintermonaten. Es gibt auch hybride Heizsysteme, die verschiedene Technologien kombinieren. Eine Möglichkeit ist die Kombination einer Wärmepumpe mit einer Photovoltaik-Anlage, um Strom und Wärme zu erzeugen. Eine andere Möglichkeit ist die Kombination einer Solarthermie-Anlage mit einer Holzpellet-Heizung. Es ist wichtig, bei der Wahl der Heizung auch auf die Gesamtkosten zu achten, die neben den Anschaffungskosten auch die Betriebs- und Wartungskosten sowie die Entsorgungskosten einschließen. Zudem sollten auch die örtlichen Gegebenheiten wie die Verfügbarkeit von Brennstoffen und die rechtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Insgesamt gibt es also verschiedene Optionen für die zukünftige Heizungsversorgung. Eine Wärmepumpe oder Holzpellet-Heizung können dabei besonders nachhaltig sein, während Solarthermie- Anlagen und hybride Systeme weitere Möglichkeiten bieten. Die Wahl der Heizung sollte jedoch immer individuell abgewogen werden und sich an den lokalen Gegebenheiten orientieren. Welche Heizung für die Zukunft? Foto: vchalup/AdobeStock

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Architektur noa* – network of architecture Fantasie mit Hand und Fuß Zwei Projekte von noa* network of architecture Ob in der Landschaft kopfstehende Häuser oder ein hängender Garten aus Trockenblumen, der ein altes Gewölbe gastfreundlich transformiert – die Ideen von noa* sind nicht einfach aus der Luft gegriffen, sondern verbinden sich fantasievoll mit der Funktionalität von Räumen und Einrichtungen. Zahlen – Daten – Fakten Erweiterung Hotel Hubertus, Olang Bauherr: Familie Gasser Architektur: noa* network of architecture Interior Design: noa* network of architecture Baubeginn: März 2022 Fertigstellung: Juni 2022 Neuartige Wellness im Hotel Hubertus 2016 entwarf noa* den auskragenden Pool für das Hotel Hubertus in Olang, der einem Findling zwischen Erde und Himmel glich und viele ähnliche Lösungen inspirierte. Im Jahr 2019 erhielt das Studio den Auftrag, einen Erweiterungsbau mit Wellness-Einrichtungen zu planen. Aus der Beobachtung der umgebenden Landschaft, die sich im Wasser des Pools reflektiert, ergab sich die Grundidee für den Entwurf: das zu materialisieren, was man auf der Wasseroberfläche gespiegelt sieht. Entwickelt wurde ein Konzept, das mit der Horizontlinie, mit dem Gedanken des Upside-Down und mit Blickwinkeln spielt. Wie das Schwimmbad ist auch der neue Baukörper vom Hauptteil des Hauses abgekoppelt: er wurde um eine freistehende Plattform herum errichtet, die als Stahlträger-Konstruktion 15 Meter über dem Boden schwebt, wobei die beiden Säulen mit Lärchenholz verkleidet sind. Der Besucher erreicht den Neubau über einen schwebenden Steg, in den der Ruhebereich integriert ist. Die Plattform beherbergt einzelne kleine Häuser mit Satteldächern, die das Funktionsprogramm auf zwei Ebenen umsetzen. Verkleidet wurden die Kabinen mit Aluminium-Paneelen in natürlichen Brauntönen, in Anpassung an die dahinter liegende Hotel-Fassade. Überraschendes Element und Alleinstellungsmerkmal ist die untere Ebene, wo die Häuser Kopf stehen. Das Kopfstehen, das Abtauchen in eine andere Betrachtungsweise hat durchaus etwas mit dem Wellnessen – wenn man es nicht sportlich, sonFoto: © Alex Filz 28

Projekt-Partner Bauplus GmbH, Bruneck Burger GmbH, Welsberg E. Innerhofer AG, St. Lorenzen Elpo GmbH, Bruneck HEROKAL Ges.m.b.H., Bozen Kronlift GmbH GP. Businesspark Zukunft, Bruneck (BZ) Manuel Kottersteger Photo & Video, Rasen-Antholz Niederbacher GmbH, Kaltern (BZ) Planit GmbH, Auer (BZ) Prennwerk GmbH, Mühlwald Tip Top Fenster, Meransen/Mühlbach (BZ) dern philosophisch versteht – zu tun, weil es ja den Kopf neu aufsetzen und neue Perspektiven auf die Wirklichkeit eröffnen soll. Die beiden Ebenen des Neubaus zeichnen sich durch unterschiedliche Sphären aus, wobei die Räume oben eher offen und die unteren geschützt sind. Im Obergeschoss befinden sich zwei Whirlpools, zwei Panoramaduschen und ein Umkleideraum. Das untere Stockwerk ist ein textilfreier Bereich, er bietet Softsauna, finnische Sauna, Kaltnebeldusche und außerdem einen dritten Außenpool. Die Entscheidung, mit umgekehrten Dächern zu arbeiten, hatte aber nicht nur spielerische und formale Gründe, sondern erwies sich auch in funktionaler Hinsicht als sinnvoll: Denn es ergab sich die Gelegenheit, die Wasseraufbereitungsanlage des Schwimmbads und die Sitzreihen der Saunas in den umgekehrten Dächern gut unterzubringen. Außerdem ermöglichte die versetzte Anordnung der Hütten und die wechselnde Ausrichtung der Firste einen 360°-Blick auf die Landschaft, dem eigentlichen Protagonisten des Projekts. Architektur noa* – network of architecture Foto: © Alex Filz Foto: © Alex Filz 29

Architektur noa* – network of architecture Hängender Garten im Bistro „Bogen” in Bozen In der Dr-Josef-Streiter-Gasse, die in Bozen entlang des ehemaligen nördlichen Stadtgrabens verläuft, steht ein Haus, das kaum zu übersehen ist: mit nur zwei Stockwerken ist es eines der niedrigsten der Straße. Eine Außentreppe mit offenem Gang sowie Rundbogenportale erschließen das Gebäude ostseitig und brechen die geschlossene Straßenfront. Im Erdgeschoss, in dem im 19. Jahrhundert Schuhmacher, Tischler, Fuhrleute, Holz- und Obsthändler arbeiteten und in dem sich später das erste Restaurant der Straße befand, nistete sich nunmehr, nach den Plänen von noa*, das Bistro „Bogen” ein. Foto: © Alex Filz Foto: © Alex Filz 30

Architektur noa* – network of architecture Projekt-Partner Boden Service S.r.l., Bozen Fischnaller B. & Partner GmbH, Brixen Nikolaus Bagnara AG, Eppan (BZ) Der starke Bezug zur Geschichte war bei der Ausarbeitung des Projekts entscheidend: zum einen, weil das Haus unter Denkmalschutz steht, zum anderen, weil das Designteam die ursprüngliche Architektur der Bögen bestmöglich hervorheben wollte. An der Außenfassade wurde das Gebäude sorgfältig in Aschweiß neu verputzt und der Eingangsbogen vergrößert. Hier wurde ein dreiteiliger schwarzer Metallfensterrahmen mit einem essentiellen und eleganten Charakter eingebaut, der dem abgesenkten Bogen folgt und eine gute natürliche Belichtung ermöglicht. Für den Innenraum bestand die Grundidee darin, die vier Bögen zu betonen, die auf beiden Seiten die fast 19 Meter lange Raumtiefe rhythmisch unterbrechen. Um dies zu erreichen, hat noa* auf zwei Ebenen agiert: horizontal und vertikal. Im ersten Fall wurde der vorhandene Höhenunterschied im Eingangsbereich mit einem Eichenpodest ausgeglichen, während für den Boden ein grau-beiger Estrich gewählt wurde, der keinen starken Farbkontrast zu den Wänden bildet. Andererseits wurde die Beleuchtung so konzipiert, dass die Spotlights die Kurven der Bögen sanft akzentuieren. Die lange Tafel bildet den geselligen und familiären Mittelpunkt des Lokals. Die sechs Tischbeine sind verschieden und deuten einen improvisierten Tisch an. Ein Spiegel verkleidet den zentralen Sockel und lässt ihn im Raum verschwinden. Die Platte besteht aus Nacarado-Stein, der wegen seiner besonderen Maserung und warmen Farbe ausgewählt wurde. Die überbordende Blumenkomposition über dem Tisch, die von der Decke herabzufallen scheint, ist die persönliche Kreation der Hausherrin Roswitha Mayr. Das Projekt wurde mit dem Prix Versailles 2022 (Kategorie Restaurants, Special Price Interior) ausgezeichnet. Zahlen – Daten – Fakten Bistro Bogen, Bozen Bauherr: Roswitha und Benjamin Mayr Architektur: noa* network of architecture Interior Design: noa* network of architecture Baubeginn: September 2021 Fertigstellung: Dezember 2021 Foto: © Alex Filz 31

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