Architektur Südtirol 2022/23

Interview Ing. Piero Bernabé Welche ökologischen Vorteile kann Bauen mit Betonfertigteilen bringen? Technische Veränderungen haben in der letzten Zeit eher die Planung verbessert als die Arbeit am Bau. Man denke an die Digitalisierung, BIM und diese Dinge. Das Bauen mit Fertigteilen ist eine Chance, auch die Arbeit am Bau effizienter und damit ressourcenschonender zu gestalten. Weniger verbrauchter Stahl und weniger verbrauchter Beton bedeuten weniger Emissionen. Wenn man mit traditioneller Bauweise extrem exakt und ressourcenschonend arbeiten will, geht das schon auch, aber nur mit entsprechend großem Arbeits- und Personalaufwand. Personal ist aber teuer und oft gar nicht mehr im nötigen Maß zu bekommen. Das Bauen mit Fertigteilen ist eine technische Lösung, die uns dabei helfen kann, nicht nur Ressourcen zu sparen, sondern auch die Arbeit am Bau trotz Arbeitskräftemangels in dem Maße, wie Wirtschaft und Gesellschaft das brauchen, aufrechtzuerhalten. Aspekte des Bauens mit Fertigteilen Ein Gespräch mit Ing. Piero Bernabé, Geschäftsführer der Progress AG Im Rahmen der von der Architektenkammer organisierten Reihe von Fortbildungsveranstaltungen arch.academy fand am 30.09.2022 im Headquarter der Progress AG eine Tagung zum Thema Massivbau statt, bei der es um das Bauen mit Betonfertigteilen ging. Am Rande der Veranstaltung stand der Geschäftsführer der Progress Gruppe Ing. Piero Bernabé für ein kurzes Gespräch mit architektur südtirol zur Verfügung, in dem er einige Aspekte des Tagungsthemas erläuterte. Was wird unternommen, um den CO2-Ausstoß bei der Zementproduktion zu verringern? Man versucht auf der einen Seite Zement zu erzeugen, der hochwertiger und aktiver ist und von dem man daher weniger bei der Produktion von Beton einsetzen muss. Auf der anderen Seite geht die Entwicklung wahrscheinlich in die Richtung, dass man das bei der Produktion entstehende CO2 nicht freisetzt, sondern bindet und lagert, also nicht emittiert. Auf die Zementerzeugung selbst haben wir aber keinen Einfluss, allerdings können wir Lieferanten wählen, die umweltverträglich produzieren und das tun wir, auch wenn diese Anbieter dann deutlich teurer sind. Außerdem können wir bei der Betonmischung Rezepte entwickeln, die Zement sparsam einsetzen und die Bauteile, die wir herstellen, so planen, dass möglichst wenig Beton dabei verbraucht wird. Wir haben zum Beispiel eine Decke mit Hohlkörpern entwickelt, bei der wir mit 20 Prozent weniger Beton auskommen. Wird der Spielraum, teure, nachhaltige Lösungen zu wählen in der aktuellen Situation geringer? Das ist sicher so, aber der Preisanstieg bei Energie und Rohstoffen führt andererseits auch dazu, dass genau das, was wir anbieten, mehr nachgefragt wird. Nachhaltig zu bauen bedeutet energieeffizient zu bauen, sodass auch der Betrieb von Gebäuden Ressourcen wie Energie spart und damit am Ende weniger kostet. Und natürlich muss man so planen und bauen, dass sich der Lebenszyklus von Gebäuden entsprechend verlängert und der spätere Ressourcenaufwand für Renovierung, Sanierung und Neubau verringert wird. Die Erfahrung, die wir diesbezüglich gesammelt haben, versuchen wir immer wieder bei Neubauprojekten in den Planungsprozess einzubringen. Da suchen wir aktiv den Austausch mit Architekten und Ingenieuren. Foto: © Jürgen Eheim Foto: © Alexander Pauli 10

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=