Architektur Südtirol 2022/23

Projekte Unterdrittelbrücke, Brixen Überbrückung der Hochwassergefahr Zwei Projekte von 3M Engineering Zahlen – Daten – Fakten Neubau der Unterdrittelbrücke, Brixen Bauherr: Gemeinde Brixen, Alexander Gruber Planung und Bauleitung: 3M Engineering srl mit Roberto Ricci Maccarini und Patric Facen Baubeginn: Oktober 2021 Fertigstellung: August 2022 Der Brückenbau stellt seit Menschengedenken eine Kernaufgabe der Ingenieurskunst dar. Zur verkehrstechnischen Bedeutung gesellen sich je nach Gemengelage weitere Aspekte. In einer gebirgigen Gegend, in der ein unscheinbares Gewässer binnen kurzer Zeit zerstörerische Kraft entwickeln kann, spielt ein vorausschauender Hochwasserschutz eine besondere Rolle. Unterdrittelbrücke in Brixen Die Unterdrittelbrücke in Brixen ist in historischer, verkehrstechnischer, aber auch in Hinblick auf die Hochwassersicherheit von enormer Bedeutung. Am Standort der Brücke wurde die aus dem Pustertal kommende Rienz knapp vor dem Zusammenfluss mit dem Eisack wahrscheinlich bereits in der Römerzeit überquert. Heute gelangt man dort vom historischen Stadtzentrum in den – noch älteren – Stadtteil Stufels, weshalb die Brücke an dieser Stelle ein unverzichtbares Bindeglied zwischen zwei geschichtlich eng verbundenen Stadtteilen bildet. Die Problematik der „alten” 1974 errichteten Unterdrittelbrücke bestand darin, dass die Rienz das gesamte Pustertal und einige Seitentäler entwässert und deshalb eine ständige und latente Hochwassergefahr für die Stadt Brixen bedeutet. Die sanierungsbedürftige Bestandsbrücke entsprach nicht mehr den heutigen hydraulischen Sicherheitsstandards. Zum einen ruht sie auf einem Pfeiler, der im Hochwasserfall angeschwemmtes Treibgut blockiert und damit Überschwemmungen verursachen kann, zum anderen ist sie so tief gebaut, dass im Extremfall nicht genug Wasser unter ihr durchfließen kann. Aus diesem Grund entschied man sich, die bestehende Brücke nicht zu sanieren, sondern abzureißen. Durch den Neubau nach den Plänen des Bozner Ingenieurbüros 3M Engineering wurde die Gelegenheit wahrgenommen, nicht nur eine sichere Brücke zu errichten, sondern auch eine äußere Erscheinung für dieselbe zu wählen, die unter dem Gesichtspunkt des Ensembleschutzes besser in die Umgebung passt. Nach reiflichen Überlegungen wählte man die Form einer Bogenbrücke, die die Überquerung der Rienz in einer einzigen Spannweite ohne Pfeiler ermöglicht. Der Stahlbogen wurde in der Mitte zwischen den beiden Fahrbahnen geführt, um den Abbiegeverkehr nicht zu behindern. Seine Form steht in einem Zusammenhang zu den beiden Brücken der näheren Umgebung und stellt auch einen für die historische Umgebung passenden Bezug zum römischen Brückenbau her. Die Höhe des Bogens wurde bewusst so zurückhaltend gewählt, dass angrenzende Bauwerke nicht überragt werden. Ein wenig höher als bisher verläuft allerdings die Fahrbahn, was den hydraulischen Querschnitt der Brücke vergrößert und die Hochwassergefahr für die Stadt verringert. Foto: © 3M Engineering 8

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