Architektur Südtirol 2022/23

Editorial Peter Oberdorfer Verbleibende Spielräume Laut dem jüngst publizierten Jahresbericht des Südtiroler Landesinstituts für Statistik ging im Gesamtjahr 2022 die Bautätigkeit stark zurück. Die 2022 von den Gemeinden ausgestellten Baugenehmigungen verringerten sich im Vergleich zum Vorjahr um 32,6 Prozent, die Bauabschlüsse um 14 Prozent. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Inflation in Kombination mit der Zinswende) war auch nichts anderes zu erwarten. Die Auswirkungen der abrupt steigenden Zinsen auf den Immobilienmarkt sind wahrscheinlich noch gar nicht voll spürbar und werden sich im Lauf des Jahres 2023 eher noch verstärken. Die Härte der Zeiten ist je nach sozialer Schicht unterschiedlich stark spürbar. Wenn man bedenkt, dass Einfamilienhausbau schon seit längerem eher ein luxuriöses Unterfangen ist, verwundert es nicht, dass wir auch in einem eher schwierigen Jahr wieder über die Errichtung von eleganten Domizilen berichten dürfen. So bauten Asaggio in Feldthurns mit CR-2 ein thematisch konzipiertes Doppelhaus, Kostner Architektur baute in Wengen im Gadertal die anschmiegsame Villa Ciamplò, Pedevilla Architects erweckten die mittelalterliche Form des Wohnturmes zu neuem – und dank Dämmbeton nachhaltigem – Leben („Steinernes Mandl” in Gossensaß). Eine auch weiterhin starke Domäne der Südtiroler Architektur bleibt die – in der Nachbarprovinz errichtete – mediterrane Villa am Gardasee: Architekturplus steuerte die Villa Schwarz in Cisano bei, Castlunger Homes die Villa Pietra in Torri del Benaco, während G22 projects für den Umbau der Villa E (undisclosed location, aber ebenfalls am Wasser) verantwortlich zeichnen. Vielfach werden mediterrane Bauformen auch nach Südtirol importiert, besonders wohl fühlen sie sich im Meraner Land, wie etwa die Villa Camilla (plan team) zeigt. Eine interessante Form von spartanischem Luxus kreierte Stefan Hitthaler in Bad Ramwald über St. Lorenzen mit seinem Chalet-Weiler. Was heuer recht stark vertreten ist und was angesichts des vom Land verfügten Bettenstops bestimmt zunehmen wird, sind Bauvorhaben im gastronomischen Bereich, welche die Rahmenbedingungen des Tourismus verbessern, ohne die Bettenzahl zu erhöhen. Einige Beispiele: die schöne Radbar Zeress von Werner Pircher, die Keila Bar von hoi°architektur, die Pizzeria Samyr von David Preindl oder das Restaurant Carma von Stefano Peluso in Brixen. A pro pos Brixen: hier sind bemerkenswerte öffentliche Bauten zu vermelden: die neue Stadtbibliothek und die Musikschule (jeweils von Carlana Mezzalira Pentimalli aus Treviso), die schön gesetzte Unterdrittelbrücke (von 3M Engineering) und die Erweiterung der Kletterhalle von Wolfgang Meraner. Auch Hotelbauprojekte gibt es heuer: das Manna Resort (Pichler Architects), die Erweiterung vom Weißen Kreuz (Marx Ladurner), das Hotel Santre (Comfort_Architecten), der Arieshof (bergundtal), den Schopfenhof (Piller Scartezzini), Kessler‘s Mountain Lodge (von Stefan Gamper) oder die schwebende Erweiterung des Hotels Hubertus von noa*. Einfallsreich und sicher von zunehmender Bedeutung die Arbeiten im Bestand: die zwei Aufstockungen von Wolfgang Meraner, die von Valtingojer Architekten geplante Erweiterung eines Hauses in Obermais, der Umbau einer Wohnung am Ritten von Messner Architects oder die formale Neuausrichtung eines Wohnhauses in Säben durch Robert Dalsass. Eine bemerkenswerte Aufrüstung bäuerlicher Infrastruktur stellt last but not least die „landwirtschaftliche Abstelle” in Göflan von Walter Karl Dietl dar. Viel Spass beim Blättern Peter Oberdorfer Marcel Walch Foto: © Daria Sytarchuk Foto: © Birgit Koell Fotografie 3

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=