134 Sie heissen intern «Zahnlücke» und «Zipfelmütze», rekrutieren ihre Bezeichnung aus den Abkürzungen von alten Strassennamen und neuen Bauformen oder reflektieren ihre Umgebung an der Fassade. Im Rahmen von Nachverdichtungen oder nach dem Abbruch ehemaliger kleinerer Gebäude, platzieren die Planer von Atelier 061 Architekten neue Gebäude, die aber bereits nach ihrer Fertigstellung eine Geschichte haben, die wir nachfolgend erzählen. RIALZO, Schliessung einer Lücke an einer stark befahrenen Strasse Ein stark befahrener Standort und ein schmales Grundstück waren die Adresse in Basel für ein über 120 Jahre altes Gebäude. Die Parzellenbreite beträgt nur 9 m und der Bestandsbau wies lediglich zwei Vollgeschosse auf, was im bürointernen Sprachgebrauch im Vergleich zur Nachbarbebauung als «Zahnlücke» bezeichnet wurde. Mit fünf Vollgeschossen und zwei Dachgeschossen passt sich der Neubau inzwischen seiner Umgebung an und schliesst damit die Gebäudefront der Kannenfeldstrasse. Mit einem Abschluss als Satteldach, dieses Mal als «Zipfelmütze» bezeichnet, entstanden im zweiten Dachgeschoss im Innern Schlafräume und aussen die notwendige Fläche für die geforderte Photovoltaikanlage. Auch bei diesem Projekt schöpften die Planer die baurechtlich machbaren Möglichkeiten aus. So wie u.a. den ab Erdgeschoss herausspringenden Risaliten, der, da direkt am Boden beginnend, die Hälfte der Fassade in Anspruch nehmen darf. Alternativ wäre ein Erker ab erstem Obergeschoss nur über ein Drittel der Fassade zulässig gewesen. Die gewählte Lösung kommt den Geschosswohnungen zu Gute und schafft durch die grössere Bautiefe den benötigten Platz für die 3,5 Zimmer-Wohnungen. Die Balkone der Wohnungen sind nach hinten zum ruhigen Innenhof ausgerichtet. Bei der Bauweise des Neubaus entschied sich die Bauherrschaft für einen Hybridbau. Der Kern und die Decken sind aus Beton, die Fassaden wurden als Holzelementbau geschossweise dazwischen gestellt. Die Materialisierung – Strukturputz mit horizontalen Rillen sowie Ausstellstoren – darf Erinnerungen an ehemalige Wohn- und Schulhäuser im Umfeld der Kannenfeldstrasse wecken. Wie sich Gebäudenamen ableiten Mehrfamilienhäuser in Basel erzählen ihre Geschichte Architektur Q Atelier 061 Zahlen – Daten – Fakten Mehrfamilienhaus Kannenfeldstrasse, Basel Bauherren: Sviluppa GmbH, Allschwil Architektur: Atelier 061 GmbH, Allschwil Gebäudetechnik: UNICO gebäudetechnik ag, Basel Geschossfläche: ca. 930 m² Fertigstellung: März 2022 Foto © Mathias Leemann Q AS Aufzüge AG, Reinach Q Colossal Building Group AG, Basel Q Griesser AG, Bern, Pratteln Q LWS Wärmeservice GmbH, Therwil Projekt-Partner
RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=