architektur metropolregion hamburg 2023

Vorwort Peter Bahnsen Innovationen ermöglichen! Im Bereich des Planens und Bauens ist seit geraumer Zeit vieles im Wandel: In der zurückliegenden, lang andauernden Coronakrise war der Planungs- und Bausektor eine wichtige und zuverlässige Stütze für die Konjunktur, doch nun wird die Lage schwieriger: Die gestiegenen Zinsen, die immer neue Höhen erklimmenden Kosten, vor allem bei Grundstücken, Baumaterial und Gebäudetechnik, dazu Lieferengpässe und stetig sich vermehrende und verschärfende Gesetze, Regelwerke und politische Vorgaben führen dazu, dass immer weniger projektiert und realisiert wird, obwohl der Bedarf sehr groß ist. Exemplarisch zeigt sich das bei der schwierigen Lage im Wohnungsbau: Es werden dringend viele neue und für die breite Masse der Bevölkerung erschwingliche Wohnungen benötigt, doch die Investitionsbereitschaft sinkt und die Zahl der Projekte ist stark rückläufig. Sowohl die von der Bundesregierung vorgegebene Zielgröße von 400.000 als auch die vom Hamburger Senat geplanten 10.000 neuen Wohnungen pro Jahr rücken in weite Ferne. Gestiegene Grundstücks-, Material- und Baukosten sind von der Politik nur schwer zu beeinflussen, doch es gibt andere Faktoren, die sie gestalten kann und muss. Ein ganz wichtiges Thema ist beispielsweise das dringend gebotene Zurückfahren der (Über) Regulierung im Planungs- und Baubereich in Deutschland: Brauchen wir wirklich all die Normen, Regeln, Standards und Gesetze? Sind viele von ihnen, wenngleich in guter Absicht erlassen, nicht eher dazu angetan, Neues zu verhindern statt zu ermöglichen? Und müssen die Anforderungen, beispielsweise an den Schallschutz oder den technischen Ausbau, wirklich immer weiter steigen und die Planung sowie den Bau immer aufwändiger und damit teurer machen und zudem Innovationen erschweren? Wie es anders gehen könnte, zeigt die Initiative der deutschen Architekten- und Ingenieurkammern für einen „Gebäudetyp E“ (E = Experimentell bzw. Einfach), der es ermöglichen soll, dass Planerinnen und Planer sowie sachkundige Bauherrn einvernehmlich Ziele und Qualitäten mit Abweichungen von den technischen Bestimmungen und den allgemein anerkannten Regeln der Technik vereinbaren können, um beispielsweise Innovationen oder Vereinfachungen zu ermöglichen. Diese selbstverständlich nur, soweit die öffentliche Sicherheit und Ordnung gewährleistet ist. Hierzu gibt es momentan noch viele, vor allem rechtliche Hürden, doch es ist zu bemerken, dass alle Seiten – Planerschaft, Bauherren, Politik und Verwaltung – einen Durchbruch erreichen wollen. Ein letzter wichtiger Punkt: Innovationen und Veränderungen wurden zu lange auch dadurch verhindert, dass sektoral und isoliert und nicht übergreifend und gemeinsam geplant wird. Für die Schaffung von wirklich nachhaltigen Stadtstrukturen, Gebäuden und Infrastrukturen ist es jedoch wichtig, in der Planung Funktionen und Ziele frühzeitig miteinander zu verbinden und aufeinander abzustimmen. Wir Ingenieurinnen und Ingenieure sind aufgrund unseres technischen Know-hows dafür geradezu prädestiniert, denn es gehört zu unserem Anspruch, Neues zu schaffen und Altes zu ertüchtigen. Welche bedeutenden Beiträge die Hamburger Ingenieurinnen und Ingenieure aller Fachrichtungen für die bauliche Gestaltung und Weiterentwicklung unserer Stadt in Zusammenwirken mit den anderen an Planung und Bau Beteiligten leisten – das dokumentiert erneut eindrucksvoll und anschaulich der vorliegende neue Band „architektur, bauwirtschaft + industrie hamburg“. Dipl.-Ing. Peter Bahnsen Präsident der Hamburgischen Ingenieurkammer-Bau Foto: © Dipl.-Ing. Peter Bahnsen 8

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