architektur metropolregion hamburg 2023

Vorwort Hans-Ulrich Zöllner Immer mehr Themen bremsen die Baubranche Foto: © Hans-Ulrich Zöllner Seit vielen Jahren ist es geübte Praxis, an dieser Stelle auf neue Praktiken des optimierten Planens, der alternativen Bauweisen oder der Erfordernisse auf dem Markt einzugehen. Es ist weiter erforderlich die Entwicklung der Planungsprozesse zu verbessern, vor allen Dingen das Ressource sparende Bauen zu fördern und den Wohnungsbau, wo es geht zu vermehren. Zu diesen Zielen gesellen sich aber immer mehr politische und gesellschaftsrelevante Themen, die das Leben in der Baubranche nicht unterstützen und die sich nun als erhebliche Bremse gegen die Weiterentwicklung unseres Marktes einstellen. Hatte man am Anfang einen zu geringen Anteil an Wohnungen, aber auch an Gewerbebauten im Bestand erkannt, ist doch die Baubranche in den vergangenen zwei Jahrzehnten redlich bemüht gewesen, diesen Mangel zu beseitigen. Diverse Förderprogramme, die Zinssituation und anfänglich überschaubare Grundstückspreise beschreiben den langjährigen Erfolg unserer gemeinsamen Arbeit am Bau. Gern wurde auch über eine möglicherweise einsetzende Immobilienblase philosophiert. All dies könnte jetzt jedoch sein jähes Ende finden. Rufen wir uns ins Gedächtnis zurück, dass gerade der eklatant wachsende Wohnungsbau auch ein politisches Ziel ist, um durch ein Überangebot die Mietpreise zu senken. An dieser Stelle setzt jedoch eine erste Zäsur ein: In zunehmendem Maße steigen die Grundstückspreise. An der Spekulation überteuerter Grundstückspreise beteiligen sich auch die Städte und Gemeinden mit Ihren eigenen Grundstückveräußerungen. Der Fachkräftemangel steigert sich immer mehr. Bei allen Förderungsmaßnahmen steht die Ausbildung an einer Universität immer noch im Vordergrund, damit bleiben die Ausbildungsstellen auf dem Bau vakant. Nach Jahren der Niedrigzinspolitik wird nun das Ruder jählings herumgerissen. All dies tritt noch vor den Zinssteigerungen der EZB ein. Auch dies lässt eine übersteigerte Spekulation der Banken vermuten. Die galoppierende Preissteigerung auf dem Material- und Energiemarkt ist ebenfalls nichts anderes als reine Spekulation. Antragsgenehmigungsverfahren haben den Zenit an Zeitverschwendung erreicht. All diese Schwierigkeiten trugen zunächst den Arbeitstitel Corona und nun Ukrainekrise. Es ist erstaunlich, wie schnell ein Grund für unser Handeln gefunden wurde, der sich aber nicht mit den oben genannten Schlagworten rechtfertigen lässt. Um ehrlich zu sein, haben wir unsere gesamten Bemühungen fremden Händen übergeben, um noch höhere Profite erzielen zu können: Einen Großteil an Baumaterialien beziehen wir aus Niedriglohnländern, die die vormals günstigen Rohstoffe gleich mitliefern, ebenso wie die Baukolonnen gerade im Rohbausektor. Mit der Entwicklung der alternativen Energiegewinnung wird immer noch gezaudert. Einen echten Ersatz gerade im Hinblick auf die Industrie gibt es nicht. Der Koffer ist also randvoll gefüllt mit Aufgaben, die schnell und befriedigend gelöst werden müssen, bevor wir uns wieder bevorzugt um Themen, wie optimiertes Planen, Hightech orientiertes Bauen und die absolute Befriedigung des Marktes kümmern können. Ich wünsche allen Beteiligten am Bau eine glückliche Hand und viel Standvermögen. Hans-Ulrich Zöllner Architekt Landesvorsitzender des LV-Hamburg Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure Verband e.V. 7

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