Ein ungewöhnlicher Professor Im Gespräch mit Stefan Rier von Noa Interview Stefan Rier, zusammen mit Lukas Rungger, Gründer und Geschäftsführer von Noa ist ein vielbeschäftigter Mann. Neben dem in Bozen beheimateten Architekturbüro – mit Niederlassungen in Mailand, Turin und Berlin – führt er die väterliche Tischlerei Rier in Seis am Schlern und hat nun außerdem einen Lehrauftrag an der Freien Universität Bozen inne, wo er an der Fakultät für Umwelt-, Agrar- und Lebensmittelwissenschaften unterrichtet. Aktuell hält er für Studenten der Enogastronomie eine Lehrveranstaltung zum Thema „food design und die ganzheitliche Erfahrung des Essens”. Dabei geht es darum, den Studenten – zukünftigen Gastronomen – zu vermitteln, wie die Innenarchitektur mit Farben und Formen die Erfahrung des Essens beeinflusst und das kulinarische Erlebnis verstärkt. Wenn man sich die buschig und opulent die Gewölbe des Bistros „Bogen” in Bozen überwuchernden Trockenblumen vergegenwärtigt, kann man sich vorstellen, dass die Gestalter sehr viel von Stimulation durch Design verstehen. „Sollen die Studenten dann selbst in der Lage sein, ihre künftigen Lokale zu gestalten”, frage ich Stefan, als er die Studenten durch die umfangreiche und zugleich erstaunlich gut sortierte Materialbibliothek von Noas Büro in Bozen führt. „Nein natürlich nicht, ich möchte, dass sie verstehen, wie Architekten arbeiten, weil sie später mit Ihnen zusammenarbeiten werden. Darauf will ich sie vorbereiten”, sagt er, während die Studenten ausschwärmen, um für ein eigenes Projekt, das sie im Rahmen der Lehrveranstaltung entwickeln sollen, die passenden Materialien zu suchen. Als er nebenbei über seinen eigenen Hindernislauf als Student der Architektur und Innenarchitektur, pendelnd zwischen Italien und Österreich (Verona, Innsbruck, Ferrara) berichtet, wird rasch klar: Den stark empfundenen Mangel an Praxisbezug in akademischen Gefilden hat Professor Stefan Riers Verständnis von Didaktik wesentlich geprägt. Und den Studenten macht es sichtlich Spaß, Noas Materialbibliothek auf den Kopf zu stellen. Die Idee, Gastronomen die Innenarchitektur zu vermitteln, hat auch sehr viel mit Noas interdisziplinärem Verständnis der Arbeit des Architekten zu tun. Sowie die Studenten der Önogastronomie sich mit Innenarchitektur beschäftigen, beschäftigt der Architekt Stefan Rier – und sein Büro noa mit ihm – sich umgekehrt sehr intensiv mit der Hotel Valentinerhof, Kastelruth Bistro Bogen, Bozen Foto: © Alex Filz Foto: © Camilla Cappelli Foto: © Alex Filz 8
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