Projekte Mit der Entwurfsarbeit von David Chipperfield hat man bereits in Innsbruck gute Erfahrungen gemacht: Der Neubau des traditionsreichen Kaufhauses Tyrol setzte einen mutigen und belebenden Kontrast in der barock geprägten MariaTheresien-Straße. Für den Projektentwickler René Benko ging es nach dem Erfolg dieses Projekts steil bergauf und dann – bekanntlich – steil bergab. Die Realisierung der neuerlichen Zusammenarbeit mit dem Pritzker-Preisträger Chipperfield in Bozen konnte dadurch gesichert werden, dass die Betreibergesellschaft Waltherpark AG und damit das Projekt WaltherPark durch die Münchner Schoeller Group aus der Signa-Konkursmasse herausgekauft wurde. Das entwickelte Gebiet wurde im Krieg zerstört und in den 50er, 60er und 70er Jahren wiederaufgebaut, befand sich jedoch seit längerem in einem Zustand, der eine Erneuerung erforderlich machte. Das Konzept für den heterogenen Neubau sieht vor, den Stadtblock durch ein behutsames Einfügen einer neuen Gesamtstruktur zu schließen. Der Entwurf nimmt für Bozen typische Motive auf, wie die unterschiedlichen Gebäudehöhen oder die in das Gebäude eingeschnittenen Loggien. Er greift auch Motive der für das Viertel charakteristischen Architektur der 1950er Jahre auf, wie etwa das skulptural wirkende Außenfassadenraster. Der WaltherPark umfasst ein Kaufhaus samt Tiefgarage, Hotel, Wohnungen und Büroräumlichkeiten sowie umfangreiche Grünflächen und ein neues Verkehrskonzept mit Untertunnelung der Südtiroler Straße. Das Gebäude weist vier Untergeschosse und bis zu sieben oberirdische Geschosse auf, wobei das zweite Obergeschoss als Abfangebene dient, um den oberhalb angeordneten Gebäudeteilen eine möglichst flexible Grundrissgestaltung zu ermöglichen. Beim Tragwerk handelt es sich um einen Stahlbetonskelettbau, der durch aussteifende Erschließungskerne und vereinzelten Wandscheiben komplettiert wird. In seinem Verhältnis zur Stadt greift der WaltherPark die historischen Achsen und Straßenbegrenzungen auf. Der Grundriss folgt einer städtebaulichen Intention, den öffentlichen Raum zu erweitern und verbindet die verschiedenen Stadträume auf Erdgeschossniveau. Die Materialität des Gebäudes orientiert sich an den mineralischen Oberflächen der Stadt und ihrer pastellfarbenen Tonalität. Eine Pfosten-Riegel-Fassade aus Betonfertigteilen mit lokalem Gesteinszuschlag bildet den Rahmen, innerhalb dessen sich die jeweilige Nutzung im Inneren individuell manifestieren kann. Raumhohe Verglasungen lassen viel Tageslicht in den Innenraum. Große Oberlichter schaffen in unterschiedlichen Abständen Durchblicke und erleichtern den Besuchern die Orientierung auf den vier gewerblich genutzten Ebenen. Auf dem Gebäudesockel mit Einkaufszentrum („Highstreet Gallery”) erhebt sich ein Cluster von neun Volumen, von denen fünf der Wohnfunktion gewidmet sind. Die übrigen Volumen beherbergen Büroflächen und ein Hotel mit Restaurant, Skybar und Spa-Bereich. Mit Höhen zwischen drei und fünf Geschossen reagieren diese Volumen auf den Maßstab der umgebenden Gebäude. Sie sind nach dem Vorbild einer klassischen Blockrandbebauung entlang der Fassade angeordnet und orientieren sich entweder zum Dachgarten in ihrer Mitte oder zur Stadt und dem Panorama der umliegenden Berge. Visualisierung: © Waltherpark AG Visualisierung: © Waltherpark AG 7
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