Projekte Ein integrales Revitalisierungskonzept brachte eine Aufwertung für den alten Ortskern von Wolfurt. Die Revitalisierung zweier Rheintalhäuser, maßstabsgerechte Neubauten um eine zentrale Spiel- und Grünfläche und der neue Marktplatz schufen Raum für ein reges Dorfleben und zentrale Einrichtungen der Gemeinde. Nunmehr wurde auch das alte Schwesternhaus einer neuen Nutzung als Kinderkrippe zugeführt. Bei dem imposanten Gebäude handelt es sich um ein altes Rheintalhaus, das um 1700 als Bauernhaus errichtet worden war. Der traditionelle Einhof, bestehend aus einem Wohn- und einem Wirtschaftstrakt, wurde von den letzten privaten Eigentümern 1921 den Barmherzigen Schwestern vermacht, die es fortan als Wohnhaus der aus Tirol entsandten Schulschwestern nutzten. Der Wirtschaftstrakt wurde bereits 1991 in den Kindergarten „Dorf” umgebaut. Der Wohntrakt durchlief zwischenzeitlich andere Nutzungen und wurde nunmehr nach den Plänen von querschnitt architekten für die Kleinkindbetreuung adaptiert. Die Marktgemeinde Wolfurt fühlt sich mit ihren zahlreichen Kinderbetreuungseinrichtungen dem pädagogischen Prinzip der „Offenen Arbeit” verpflichtet. Dies bedeutet, dass Kleinkinder zu selbständigem und selbstgesteuerten Lernen ermutigt werden. Die diesem Ansatz entsprechende Vorstellung von der Autonomie des Kleinkindes hat auch Konsequenzen für die architektonische Gestaltung der Betreuungseinrichtungen. Die vielen Räume, aus denen sich das alte Bauernhaus kleinteilig zusammensetzt, wurden weitgehend beibehalten und bilden geschützte Bereiche, in denen sich das Kind selbständig bewegen und bei Bedarf auch zurückziehen kann. Aufgrund der niedrigen Raumhöhen, die sonst oft ein Problem bei der zeitgenössischen Umnutzung alter Bauwerke darstellen, entsteht fast der Eindruck, das Haus sei ursprünglich für Kinder und nicht für Erwachsene erbaut worden. Innerhalb der drei Stockwerke (EG, OG und DG) und auch zwischen den Ebenen gibt es zahlreiche Blickachsen, die die Betreuung erleichtern und zugleich für die Kinder Rückzugs- und Kommunikationsmöglichkeiten in einer gesunden Balance halten. Auf diese Weise gelang es, epochenübergreifend ein sehr altes Haus zu einem Ort zeitgenössischer Pädagogik zu machen, ohne zu sehr in den ehrwürdigen Bestand einzugreifen. Im Erdgeschoss des „Nestes” wurden Eingangsbereich, Garderobe, Gruppenraum und der Mittagstisch untergebracht, im Obergeschoss ebenfalls ein Gruppenraum, ein Snoezelenraum und im Dachgeschoss der Bewegungsraum. Bei der Materialisierung der Umbaumaßnahmen wurde auf das aus Holz errichtete Bestandsgebäude Bezug genommen. Durch den Einsatz unterschiedlicher Holzarten (Weißtanne, Esche) mit ihren diversen Oberflächen wurde die bunte Kleinteiligkeit der Raumfolgen noch unterstrichen. Besonders sichtbar sind die Kontraste zwischen altem Bestand und dem neuen Innenausbau im Dachgeschoss, das durch eine Wangentreppe aus Holz erschlossen wurde. Foto: © Philipp Salzgeber Foto: © Philipp Salzgeber 9
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