architektur bern / basel 2023/24

31 Architektur Harry Gugger StudioQ Zahlen – Daten – Fakten Wohnüberbauung Hirtenweg, Riehen Bauherrschaft: Immobilien Basel-Stadt, Basel Architektur: Harry Gugger Studio, Basel Totalunternehmer: Erne Holzbau AG, Laufenburg Auftragsart: Gesamtleistungswettbewerb Bauingenieur / Bauphysik: Gruner AG, Basel Fertigstellung: 2022 Bezahlbarer Wohnraum wird auch in der Stadt Basel immer schwieriger zu finden. Der Kanton Basel-Stadt hat deshalb bereits 2019 das Wohnbauprogramm «1000+» ins Leben gerufen. Ziel ist es, bis 2035 mindestens 1.000 zusätzliche Einheiten im preisgünstigen Wohnungsbau zu errichten. In Zahlen ausgedrückt sollen die neuen Einheiten mit Mieten auf dem Immobilienmarkt auftreten, die rund 15 bis 20 Prozent unter dem durchschnittlichen Angebot liegen. Wirtschaftlich erreichbar ist dies nur durch niedrige Herstellungskosten, kompakte Flächenangebote und günstigen Grundstücksankäufen. Einer der ersten Neubauten dieses ehrgeizigen Programms liegt in Riehen, einer Gemeinde des Kantons Basel-Stadt. Am Hirtenweg standen bisher acht Mehrfamilienhäuser aus den 1940er bzw. 1950er Jahren, von denen im Rahmen einer Sanierung vier Gebäude zurück gebaut und drei bestehende saniert wurden. Die abgebrochenen Bestandsbauten machten so Platz für eine sinnvolle Nachverdichtung mit vier grösseren Neubauten, die in vier Bauetappen realisiert wurden. In Summe entstanden 58 neue Wohneinheiten auf einer Fläche, die vorher mit 20 Einheiten überbaut war. Das ergibt eine Nettosteigerung von 38 Wohneinheiten auf gleicher Fläche. Das Projekt geht auf ein Resultat eines 2018 vom öffentlichen Bauträger Immobilien BaselStadt ausgeschriebenen Gesamtleistungswettbewerb für preisgünstigen Wohnraum zurück. Dichtes Wohnen verlangt nach einer sorgfältigen Abstimmung von lebendiger Gemeinschaft und privatem Rückzug auf begrenztem Raum. Die Neubauten reagieren auf diesen Anspruch mit der klaren Zuordnung von öffentlichem und privatem Raum, belebten Erschliessungsbereichen und Rückzugsmöglichkeiten im Innen- und Aussenraum. Die Setzung der drei neuen Baukörper ergibt sich aus der Überschneidung von Abstandsflächen, dem Erhalt prägender Baumgruppen, optimaler Orientierung der Wohnungen, rationaler Erschliessungstypologie, der Nutzung bestehender Untergeschosse und der notwendigen Etappierung. Jedes Gebäude hebt sich durch ein leichtes Hochparterre von der Umgebung ab und wird durch ein offenes Treppenhaus erschlossen, von welchem beidseitig Lauben zu zwei bzw. drei Wohnungen führen. Die Lauben bieten vor den Treppen Bereiche für gemeinschaftliche Sitz- oder Spielgelegenheiten, vor den Wohnungseingängen hingegen Raum zur individuellen Aneignung. Kompakte Grundrisse mit wenig Flächenverbrauch Über eine Eingangsnische betritt man die Wohnung im Bereich der Wohnküche. Die Fensterfront an der Laube kann nach Gusto mehr oder minder offen gestaltet werden. Der Einblick von der Laube reicht einzig in dieTiefe dieses ersten Raumes, der eigentliche Wohnbereich mit Loggia ist um eine Achse versetzt angeordnet und damit nicht einsehbar. Harry Gugger schaffte mit diagonalen Sichtbeziehungen trotz der sehr kompakt organisierten Grundrisse, räumliche Grosszügigkeit und einen intensiven Austausch mit dem Aussenraum. Für die nachhaltigen und in kurzer Bauzeit erstellten Gebäude wurde ab Oberkante Kellergeschoss die modulare Massivholzbauweise mit hohem und präzisem Vorfertigungsgrades, gutem Schallschutz und einer sauberen Trennung von Primär- Sekundär- und Tertiärstruktur gewählt. Die geringe Lärmemission dieser Konstruktionsweise und die nur kurzzeitige Belastung der Anwohner durch Baustellenlogisti sind im Kontext der Bestandsbauten und der etappierten Erstellung von Vorteil. Die Abrundung der Stützen zeichnet ein Säulenkapitell nach und verleiht den Gebäuden einen klaren Abschluss und im Zusammenspiel mit der kräftigen Farbgebung eine starke Identität . Grundriss © Harry Gugger Studio Q Hans Hassler AG, Boden und Vorhänge, Aarau Q hksg.ch AG, Sicherheitsanlagen, Pratteln Q RWD Schlatter AG, Roggwil Projekt-Partner

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