architektur bern / basel 2023/24

173 Branchenverzeichnis Projekt Volksschule Baumgarten, Bern Q Bürogebäude als leere Hülle Da die bestehenden Räumlichkeiten weder Innenwände, Bodenbeläge noch die für eine Schulnutzung nötige Haustechnikinstallation aufweisen, fanden die Architekten das Bürogebäude quasi als «leere Hülle» vor. Dies bot die Chance die Anordnung und Ausstattung der Räume einem modernen pädagogischen Konzept anzupassen. Das Unterrichtsmodell des «Atelierunterrichtes» bildet ein Pilotprojekt der Stadt Bern, das eigenständiges Lernen und gruppenübergreifende Lerngemeinschaften fördert. Unterrichtet wird in einer offenen Lernlandschaft, dem sogenannten Atelier, in «Inputräumen» und an individuellen Arbeitsplätzen, die den herkömmlichen Klassenraum ersetzen. Die dafür notwendigen baulichen Gegebenheiten lassen sich bei konservativ genutzten Schulräumen, die meist aus einem Zusammenspiel aus Klassen- und Fachräumen bestehen, kaum umsetzen. Durch die offenen und flexiblen Raumstrukturen des Bürogebäudes, trafen die Planer hier ideale Voraussetzungen. Die Pläne sahen vor, die notwendige Haustechnik offen und sichtbar zu führen, was auch einer kurzen Umbauzeit entgegenkam. Die Schüler finden hier eine Art «Werkstattfeeling» vor, was wiederum Ausdruck des neuen Schulkonzeptes ist. Gemeinsam mit einer flexiblen Möblierung von Einbauschränken und Regalen, kann das Innenleben des Schulgebäudes nach Ablauf der Mietdauer wieder schnell in eine flexible Gebäudelandschaft rückgebaut werden. Einer möglichen neuen Nutzung steht dann nichts mehr im Wege, auch dies eine Möglichkeit, den ökologischen Fussabdruck des Gebäudes klein zu halten. Da sich rund um das Gebäude nur begrenzte Aussenflächen befinden, weicht der Entwurf auf attraktive Dachterrassen und grosszügige Pausenflächen in den tieferliegenden Innenhöfen aus. Das Projekt ist nicht nur wegen der pädagogischen Ansätze ein Schritt in die Zukunft, sondern auch ein Beweis dafür, dass neue Schulen nicht unbedingt immer auf der grünen Wiese neu errichtet werden müssen. Es macht also Sinn, in Zeiten des Klimawandels einen Beitrag für die Schonung der knappen Ressourcen zu leisten, zumal man speziell im Fall der Volksschule Baumgarten auf eine vorhandene, sehr gute Verkehrsinfrastruktur zurückgreifen konnte. In dem für Büronutzungen konzipierten Gebäude stehen mit den Türmen 6 und 7 grössere Flächen zur langfristigen Miete zur Verfügung. Eine vorab erstellte Machbarkeitsstudie ergab, dass sich die Räumlichkeiten, für einen Schulbetrieb aus baurechtlicher, bautechnischer und organisatorischer Sicht eignen. Der Stadt eröffnet sich damit eine wohl einmalige Chance in diesem Schulkreis für die nächsten Jahre die nötigen Platzreserven zu sichern. Das Projekt fand breite politische Zustimmung zumal die Idee, einer ressourcenschonenden Umnutzung durchaus buchstäblich «Schule» machen könnte. Nach dem Umzug der Oberstufe an die Nussbaumstrasse entspannt sich die Platzsituation für die Unter- und Mittelstufe im Schulhaus Laubegg. Zahlen – Daten – Fakten Volksschule Baumgarten, Bern Bauherren: Hochbauamt der Stadt Bern Architektur: Atelier 5 Architekten und Planer, Bern Bauingenieur: WAM Planer und Ingenieure AG, Bern Elektroplanung: SSE Engineering AG, Ostermundigen Fachplaner HLKS, Brandschutz und Bauphysik: ibe institut bau+energie ag, Bern Fertigstellung: 2023 Q Brogini AG Bauunternehmung, Lyss Q Gebäudehüllen AG, Bern Q mobil Werke AG, Lernmobiliar, Berneck Projekt-Partner

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