118 Umbau und Erweiterung der ehemaligen Textilfabrik Stoffel Die markanten Gebäude auf einer leichten Anhöhe oberhalb Mels waren über 120 Jahre von der wechselvollen Geschichte der Textilindustrie geprägt. Mit dem Bau einer Spinnerei und einer Weberei zog das Industriezeitalter nach Mels und gab zeitweise bis zu 600 Männern und Frauen Arbeit. 1879 standen die Bauten und die Einrichtungen gingen mit 43.000 Spindeln und 450 Webstühlen in Betrieb. Bereits damals gab es zudem 35 Arbeiterwohnungen. «Die Fabrik» war ein willkommenes Angebot, nachdem sich zu diesem Zeitpunkt bereits der Niedergang der nahegelegenen Glashüttenindustrie an der Seez abzeichnete. Weitere Arbeitsplätze gingen in dieser Zeit auch bei der nicht mehr rentablen Eisenhütte in Plons verloren. 1907 entstand ein Mädchenheim für 60 italienische Arbeiterinnen, in dem heute eine Privatschule untergebracht ist. Das Gebäudeensemble war über eine vom Maurer Jakob Anton Ackermann aus Mels geschaffenen Strasse mit dem Dorf Mels verbunden. Die wechselvolle Geschichte der Textilfabrik spiegelte sich auch in der Architektur wider. Neue Um- und Zubauten wie beispielsweise die Garnfärberei Anfang der 1960er Jahre formten die Silhouette hoch über der Talschaft von Seezer- und Rheintal. Nach einem Brand und unternehmerischen Umstrukturierungen verlegte der Eigentümer einzelne Betriebszweige ins Ausland. Zurück blieben markante, grossmassstäbliche Bauwerke, zu deren Rückgrat der massige Baukörper der Spinnerei gehört. Dieses Gebäude gibt der Anlage einen baulichen Schwerpunkt auf dem Plateau. Die wuchtige, bauliche Substanz der Fabrikanlage bildet ein Pendant zum gegenüberliegenden Sarganser Schloss. Im Talboden befinden sich die Ortskerne von Mels und Sargans. Die bewaldeten Bergflanken gehen talwärts über in die sanften Wiesenflächen der Kulturlandschaft und bilden den kontrastierenden Hintergrund der Bauten. Architektur ■ Michael Meier und Marius Hug Architekten AG Zahlen – Daten – Fakten Umbau und Erweiterung Alte Textilfabrik, Mels Bauherr: Alte Textilfabrik Stoffel AG, Mels Architektur: Michael Meier und Marius Hug Architekten, Zürich In Zusammenarbeit mit Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich Bauingenieur: Conzett Bronzini Partner AG, Chur Lichtkonzept: Lichtplanungsbüro Mosersidler, Zürich Bauingenieur / Verkehrswegebau: wlw Bauingenieure AG, Mels HLKS-Planung: Technoplan Sargans AG, Sargans Ingenieurbüro: Conzett Bronzini Partner AG dipl. Ingenieure ETH / FH / SIA, Chur Projekt- und Baumanagement: Ralbau AG, Generalunternehmung, Chur Projektwettbewerb: 2013 erster Preis Fertigstellung: 2022 Foto © Roman Keller Foto © Roman Keller
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