architektur südtirol 2024/25

Zahlen – Daten – Fakten Sanierung und Erweiterung italienische Grundschule Floriano-Deflorian, Meran Bauherr: Stadtgemeinde Meran Architektur: Architekt Markus Scherer Baubeginn: 2019 Fertigstellung: 2022 Architekt Markus Scherer Projekt-Partner  Bertoldo s.r.l., Bozen  Boden Service S.r.l., Bozen  Gruber Tür Manufaktur, Bruneck (BZ)  HELLA Italia srl., Bruneck  Karl Pichler AG, Algund  Resch Möbel GmbH SHOWROOM, Kardaun  UNIONBAU AG, Sand in Taufers (BZ)  Winkler Karl GmbH, St. Lorenzen (BZ) Fassade durcheinander. Die Vergrößerung der Fensteröffnungen im Dachgeschoss und diverse Anbauten taten ein Übriges. Im Rahmen des von Architekt Scherer geplanten Bauvorhabens wurden die beiden durch die vorhergehenden Umbauten unterschiedlichen Gebäudehälften wieder zu einem Ganzen zusammengefügt. Hierbei wurde das Gebäude mit der Logik einer „Reparatur“ saniert und den Anforderungen an den heutigen Schulbetrieb angepasst. Es gelang sowohl die Geschichte und Identität des Gebäudes als auch die aktuelle Nutzung ausgewogen zu berücksichtigen. Diverse Eingriffe wurden rückgängig gemacht und Anbauten entfernt. Der historische Fassadenschmuck wurde nicht in unzeitgemäßer Weise neu aufgebracht, aber zum Beispiel die Stuckarbeiten um die Fenster durch Fensterlaibungen aus Betonelementen so ersetzt, dass die Fassade als Ganzes wieder „funktioniert”. Die Formensprache des Gebäudes wurde dadurch vom Historismus ein Stück weit entfernt und der Sachlichkeit bzw. dem italienischen „Razionalismo“ angenähert. An diese modernisierte Erscheinung wurde dann mit einer zeitgenössischen Erweiterung angeknüpft. Das hufeisenförmige Gebäude bildet an seiner Rückseite einen Hof, der durch einen zweigeschossigen Zubau fast vollständig geschlossen wurde. In diesem befinden sich die für den Schulbetrieb notwendigen großen Allgemeinflächen: im verglasten Erdgeschoss die Kantine und im Obergeschoss die große Aula. Als Bindeglied zwischen Bestand und Zubau fungiert die große, die gesamte Gebäudehöhe in Anspruch nehmende Kreuztreppe, welche die Erschließungssituation angesichts der großen Schülerzahl wesentlich verbessert und zugleich eine Möglichkeit darstellt, die ursprüngliche Gebäudefassade in die Erweiterung zu integrieren. Auf der Nord- und Südseite des Zubaus sind jeweils Fugen zwischen Bestand und Erweiterung freigelassen, welche die beiden kontrastierenden und doch zusammen stimmenden Gebäudeteile aufeinander wirken lassen. Die Fassade des Zubaus besteht aus einem Raster von vertikalen Stützen und horizontalen Gesimsbändern, der variabel mit Glas- und Betonelementen ausgefüllt wurde. Die Kantine im Erdgeschoss ist komplett verglast, was für eine gewisse Leichtigkeit sorgt. Im Inneren wurde ebenfalls ein Mittelweg zwischen Rekonstruktion und Adaptation beschritten. Im heutigen Schulbau ist gemäß dem pädagogischen Konzept nicht mehr eine Aneinanderreihung von Klassenräumen erwünscht, sondern die clusterförmige Zusammenlegung von mehreren Klassen, die sich dann gemeinsame Nebenräume für übergreifende Projekte teilen. Der hufeisenförmige Gebäudegrundriss konnte für die Clusterbildung in den einzelnen Gebäudetrakten genutzt werden, wobei die Teilungsräume ergänzt wurden. Das Innenraumkonzept sah eine geschmackvolle Revitalisierung des gediegenen historischen Ambientes vor: durch neue Terrazzoböden, Sichtbeton, weißen Putz und eine allgemeine Zurückhaltung, die das Gebäude, seine Geometrie und seinen Charakter für sich sprechen lässt. Foto: © Oliver Jaist Foto: © Oliver Jaist 207

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