architektur südtirol 2024/25

Zahlen – Daten – Fakten Sanierung eines Knappenhauses, Gossensaß Bauherr: privat Architektur: NAEMAS Architekturkonzepte Baubeginn: Mai 2022 Fertigstellung: Oktober 2022 Projekt-Partner  Federer Haustüren & CO. OHG-Snc, Lajen  Heiss Fensterbau GmbH, Sarntal (BZ)  Tischlerei Steurer d. Steurer Simon & Lukas KG, Wiesen/Pfitsch zur Tradition her. Der Entwurfsprozess folgte damit nicht nur einem ästhetischen, sondern auch einem psychologischen Faden: Die Erinnerung an den abgebrannten Erbhof wird als Teil eines Heilungsprozesses verstanden. So harmonisch einheitlich sich beide Chalets präsentieren, so unterschiedlich sind die Innenräume. Das Interieur des tiefer liegenden Baukörpers wurde in einem modern interpretierten, alpinen Stil Sanierung eines alten Knappenhauses in Gossensaß Gossensaß, heute Hauptort der Marktgemeinde Brenner, florierte zur Zeit des Silberbergbaus im 15. und 16. Jahrhundert. Davon zeugt unter anderem ein altes Knappenhaus in der historischen Pfarrgasse, das ursprünglich zweigeschossig errichtet wurde. Das Gebäude wurde später um zwei Geschosse erweitert und erlebte, geschmückt mit Holzveranda und Wintergarten, in der Frühzeit des alpinen Tourismus eine elegante zweite Blüte. In den letzten Jahrzehnten war es dann nur mehr teilweise bewohnt. Jetzt wurde es liebevoll saniert und revitalisiert. Für die Architekten war es wichtig, dem Gebäude nicht nur technisch, sondern auch optisch und architektonisch wieder Leben einzuhauchen. Die massive Balkonfassade wurde ersetzt und das Geländer mit geschwungenen Balkonlatten versehen, deren „Schweifung“ inspiriert ist von einer historischen Aufnahme des Gebäudes. Die freigelegten historischen Malereien im Innenraum zeigten ein florales Muster mit zarten Grün- und Rosatönen, die zur neuen Fassadengestaltung inspirierten. Durch die Rhythmisierung mit unterschiedlichen Farbfeldern und die daraus resultierenden Einteilungen und Konturierungen der Lochfassade wurde dem Gebäude entlang der Straßenseite ein neues Gesicht verliehen. Originale Malerschablonen aus dem Dachboden wurden verwendet, um der Stube mit ihrem Gewölbe einen neuen „Himmel“ zu schenken. Die Stube war und ist jetzt auch wieder wichtigster Aufenthaltsraum für die Familie. Möbel und Textilien in warmen Rottönen, Harmonie zwischen historischen Einbaumöbeln und neuen Elementen schaffen in Kombination mit dem in sanftem Rosa gehaltenen Kunstharzboden einen behaglichen Raumeindruck. Innen wie außen wird gezielt die Kraft von Farben genutzt und damit dem Gebäude eine neue Identität, ein neues Selbstbewusstsein verliehen, das auch einen wichtigen Beitrag zur Revitalisierung der gesamten Pfarrgasse leistet. gestaltet, die Materialwahl fiel vorwiegend auf Lärche, lokalen Naturstein und Leinenstoff. Der obere Baukörper ist im Inneren das urbane Gegenbild davon. Hier finden wir eingefärbten Sichtbeton, Terrazzoboden und eine poppige Farbensprache bei den Einbaumöbeln. Diese unterschiedlichen Innenwelten entsprechen dem Wunsch der Eigentümer, einerseits den historischen Kontext neu herzustellen, andererseits auch mit der Vergangenheit zu brechen und neue Wege zu gehen. Foto: © Tobias Kaser NAEMAS Architekturkonzepte 151

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=