architektur schleswig-holstein 2025

Vorwort Andreas Breitner Verschlankung der Bauvorschriften für Neubauten und Bestandsgebäude Foto: © Bertold Fabricius Der Wohnungsbau in Deutschland befindet sich in der Krise. Die Zahl der Baugenehmigungen und der Fertigstellungen ist rückläufig, das Ziel, jährlich rund 400.000 Wohnungen zu errichten, liegt in weiter Ferne. Einer Umfrage des für DIN-Normen zuständigen Instituts hat ergeben, dass die Bauwirtschaft Materialkosten (54,9 Prozent), gestiegene Zinsen (41 Prozent) und Baunormen (40,6 Prozent) als die drei wichtigsten Kostentreiber betrachten. Energiekosten, Grundstückspreise und höhere Arbeitskosten folgen auf den Plätzen. In Schleswig-Holstein wird mit Hochdruck an der „Entschlackung“ der Bauordnung gearbeitet. Die Förderbedingungen wurden inzwischen dahingehend angepasst, dass nur noch das wirklich Notwendige öffentlich gefördert wird. Das hat, glaubt man Experten, zu einer ersten, wenn auch geringen Senkung der Kosten pro Quadratmeter geführt, weil auf teure Dinge verzichtet wird. Für die am Gemeinwohl orientierten Wohnungsunternehmen ergibt sich daraus allerdings das Problem, dass „wünschenswerte“ Dinge, wie beispielsweise Räume für Stadtteilarbeit, nur noch „auf eigene Kosten“ errichtet werden können – oder eben wegfallen. Sinkende Baukosten dürfen nicht dazu führen, dass die öffentliche Hand sich aus der sozialen Infrastruktur zurückzieht. Hier sind vor allem die Kommunen gefordert. Zudem ist Papier geduldig. Es kommt daher darauf an, dass in den Behörden ein Mentalitätswechsel stattfindet. In einigen Ämtern spüren wir, dass die Mitarbeiter mit uns an einem Strang ziehen und ein Wohnprojekt unbedingt umsetzen wollen. Es gibt aber auch Ämter und Beispiele, bei denen das nicht der Fall ist. Wir erkennen zudem an, dass die staatlichen Behörden mit Personalproblemen zu kämpfen haben. Fachleute sind begehrt und auf die Schnelle nicht in ausreichender Zahl zu bekommen. Umso wichtiger ist es, die Genehmigungsprozessen zu verschlanken. Bei Genehmigungsverfahren gibt es oftmals zeitlich auseinandergezogene Nachforderungen, die die Dauer der Verfahren um Monate verlängern. Hier wäre es sinnvoll, dass es eine „Clearingrunde“ gibt, auf der die Behörden einmalig Nachforderungen stellen. Werden diese erfüllt, muss die Baugenehmigung ohne weitere Nachforderungen erteilt werden. Ich halte es für kontraproduktiv, früh konkrete Zahlen zur Kosteneinsparung zu nennen. Es wäre natürlich toll, wenn wir die Baukosten von derzeit rund 4.500 Euro pro Quadratmeter auf beispielsweise 3.000 Euro pro Quadratmeter senken könnten. Allerdings werden mit derartigen Aussagen Versprechen geweckt, die möglicherweise in der Realität nicht eingehalten werden können. Es gibt ja auch von der Politik nicht beeinflussbare Variablen wie die Entwicklung der Zinsen oder die Inflation. Deshalb werden die VNW-Unternehmen erst nach mehrjähriger Anwendung der überarbeiteten Bauordnung genau sagen können, in welchem Umfang Kosten gespart werden können und welche Auswirkungen das auf die Mieten und Qualität der Vorhaben haben wird. Zu guter Letzt brauchen wir auch für die Modernisierung von Wohnraum einfachere Regeln. Ein weiteres „Aufsatteln“ von Auflagen wird letzten Endes zu höheren Baukosten führen. Wer mehr Klimaschutz will, der muss so ehrlich sein und sagen, dass das die Mieten erhöhen wird. Andreas Breitner, Verbandsdirektor Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.; Hamburg 7

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