architektur hamburg 2025

Vorwort Hans-Ulrich Zöllner Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, für ein Vorwort zu dieser Ausgabe mag es nicht passend erscheinen, sich in den Chor der Kläger einzureihen, um sich bitterlich über die derzeitige Marktlage zu beschweren. Es fällt aber auch schwer in gegenteilige Loblieder auszufallen. Beobachtet wird der stetige Verfall unserer Bauinvestitionen, weil ihm äußere und innere Umstände die Luft zum prosperieren nehmen. Die negativen Einflussfaktoren müssen also beim Namen genannt werden: – Förderkulissen, die sich als potemkinsche Dörfer erweisen – Der Umbau in eine ökologische Energiewirtschaft durch Verbot und Alternativlosigkeit – Überdehnte Genehmigungsverfahren, leidend unter Vorschriften und zu enger Auslegung – Überbordende Vorschriften sowohl technisch wie finanziell – Spekulation mit Grundstücken und Baustoffen – Eine Politik, die alles verspricht und nichts hält Die Liste ist nicht zu Ende. Wir gönnen uns jedoch den Luxus, den Verantwortlichen jedes Mal freie Fahrt zu gewähren und geben ihnen das Gefühl, dass sie ihre Führungsaufgaben nicht verfehlt haben. Jeder kann und muss sich als Bürger dieser Republik darauf verlassen können, dass die aktuellen Probleme im Bausektor wie in der allgemeinen Wirtschaft erkannt, die Hemmnisse beseitigt und die schwer errungenen Freigaben Bestand haben. Meine Erfahrung lehrt jedoch, dass unsere politischen Entscheidungsträger weder die nötige Expertise noch den Willen besitzen, die wichtigsten Probleme anzugehen. Dazu gehört: – Aufstellung verlässlicher und realistischer Rahmenbedingungen – Entrümpelung und Beseitigung aller Vorschriften auf ein zumutbares Mindestmaß – Beseitigung investitionshemmender Bankauflagen – Abwenden von der Vorstellung, dass es für jede Maßnahme eine Förderkulisse zwingend ist – dem Investor muss es möglich sein entsprechend einem Mindeststandard Projekte zu verwirklichen – Förderung der Bauwirtschaft und seinen Märkten durch Veräußerung und nicht Verpachtung von staatseigenen Grundstücken zu tragbaren Einstandspreisen und Auflagen (selbst gemeinnützige Wohnungsbau- Genossenschaften investieren momentan überhaupt nicht) Während im Europäischen Ausland trotz aller Krisen die Bauwirtschaft wieder an Fahrt gewinnt, ist Deutschland in allen Wirtschaftsbereichen der kranke Mann Europas. Eine Abkehr von dem Gedanken der eigens empfundenen Leistungskraft unserer Wirtschaft ist dringend geboten. Es gibt inzwischen viele erfolgreiche Beispiele positiver Wirtschaftsentwicklung bei unseren Nachbarn. In erster Linie muss Abschied von der Omnipotenz des Deutschen Verwaltungsapparates genommen werden. Die Wirtschaft hat die Auflagen von Politik und Verwaltung nicht zu schultern. Politik und Verwaltung haben der Gesellschaft zu dienen und sie nach besten Kräften zu fördern. Ohne diesen Geist wäre unsere Republik nach der größten Krise ihrer Geschichte so nie wieder aufgebaut worden. Am Ende bedeutet dies aber auch, dass die verschiedenen Interessenkreise wieder zusammengeführt werden müssen. Eine Zusammenarbeit und ein Interessensausgleich unter allen Gremien, die Projekte zum Laufen bringen wollen, ist zwingend erforderlich. Hier sind alle gefordert, wenn sie weiterhin ernst genommen werden wollen. Ein Gegeneinander in der Krise verschärft diese. Kein Ziel wird erreicht werden können. Es gibt viel zu tun. Packen wir es an. Hans-Ulrich Zöllner Vorsitzender BDB LV-HH Foto: © Hans-Ulrich Zöllner 9

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