architektur hamburg 2025

Vorwort Andreas Breitner Große Erwartungen an den „Hamburg-Standard“ Foto: © Bertold Fabricius Der Wohnungsbau befindet sich in der Krise. Die Zahl der Baugenehmigungen und der Fertigstellungen ist rückläufig. Einer Umfrage des für DIN-Normen zuständigen Instituts hat ergeben, dass die Bauwirtschaft Materialkosten, gestiegene Zinsen und Baunormen als die drei wichtigsten Kostentreiber betrachtet. Energiekosten, Grundstückspreise und höhere Arbeitskosten folgen auf den Plätzen. In Hamburg wird mit Hochdruck an der Entschlackung der Bauordnung gearbeitet. Zudem soll es künftig einen sogenannten Hamburg-Standard geben, mit dem – so die Hoffnung – die Baukosten von gegenwärtig rund 4.500 Euro pro Quadratmeter auf rund 3.000 Euro pro Quadratmeter gesenkt werden. Außerdem soll die Dauer der Genehmigungsverfahren reduziert werden. Der „Hamburg-Standard“ soll von 2025 an gelten und wird zunächst in einem städtischen Bauprojekt auf seine Praxistauglichkeit hin getestet. Der neue Standard geht über die Bauordnung hinaus. Neben einer Reduzierung von Baustandards will die Stadt Planung und Management optimieren und so Genehmigungsverfahren beschleunigen. Die im VNW (Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen) organisierten sozialen Vermieter setzen in die Vorhaben große Hoffnungen. Eine Reduzierung von Standards und eine Verkürzung von Genehmigungsverfahren dürfte helfen, ausufernde Baukosten in den Griff zu bekommen. Ob diese am Ende aber wirklich in dem von der Stadt erhofften Umfang sinken werden, steht jedoch in den Sternen. Papier ist geduldig. Es kommt daher darauf an, dass in den Behörden ein Mentalitätswechsel stattfindet. In einigen Ämtern spüren wir, dass die Mitarbeiter mit uns an einem Strang ziehen und ein Wohnprojekt unbedingt umsetzen wollen. Es gibt aber auch Ämter, bei denen das nicht der Fall ist. Personalprobleme in den Behörden Wir erkennen an, dass die staatlichen Behörden mit Personalproblemen zu kämpfen haben. Fachleute sind begehrt und auf die Schnelle nicht in ausreichender Zahl zu bekommen. Um so wichtiger ist es, die Genehmigungsprozessen zu verschlanken. Bei Genehmigungsverfahren gibt es oftmals zeitlich auseinandergezogene Nachforderungen, die die Dauer der Verfahren um Monate verlängern. Hier wäre es sinnvoll, dass es eine „Clearingrunde“ gibt, auf der die Behörden einmalig Nachforderungen stellen. Werden diese erfüllt, muss die Baugenehmigung ohne weitere Nachforderungen erteilt werden. Ich halte es für kontraproduktiv, früh konkrete Zahlen zur Kosteneinsparung zu nennen. Es wäre natürlich toll, wenn wir die Baukosten auf 3.000 Euro pro Quadratmeter senken könnten. Allerdings werden mit derartigen Berechnungen Versprechen geweckt, die möglicherweise in der Realität nicht eingehalten werden können. Zu guter Letzt brauchen wir auch für die Modernisierung von Wohnraum einen „HamburgStandard“. In diesem Zusammenhang müssen wir dringend unter anderem die Regelungen der sozialen und städtebaulichen Erhaltungsverordnungen den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Ich fürchte, dass sonst beispielsweise energetische Sanierungen nicht mehr umgesetzt werden können. Andreas Breitner, Verbandsdirektor Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.; Hamburg 6

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