architektur zürich ostschweiz 2022

54 Die Eröffnung der Therme FORTYSEVEN Ende letzten Jahres wurde als Beginn einer neuen Ära für die Bädertradition der Stadt Baden gefeiert. Nach einer gut dreijährigen Bauzeit entstand direkt am Limmatknie ein imposantes rund 160 Meter langes Gebäude. Der Name «FORTYSEVEN» leitet sich von dem mit 47 Grad aus den Quellen sprudelnden, mineralreichsten Thermalwasser der Schweiz ab. Wir hatten die Gelegenheit mit Mario Botta, dem Tessiner Stararchitekten ein wenig über seine Ideen zu sprechen. Er hat die Ende 2021 in Betrieb gegangene Wellness-Therme FORTYSEVEN entworfen. Dabei war ihm wichtig, dass die Bedeutung des Bauwerks auf dem Fluss liegt und nicht auf dem Gebäude. Architektur Zürich Ostschweiz: Wenn beispielsweise Journalisten einen Text entwerfen und sich dem Thema / Ort nähern, schreiben sich manchmal plötzlich Textpassagen wie von selbst. Können Sie sich noch an Ihren Besuch in Baden erinnern, bevor Sie mit Ihrem Entwurf begannen? Mario Botta: Ja sicher! Die Kenntnis des Ortes, des Topos, ist die erste unentbehrliche Voraussetzung, um ein Projekt angehen zu können. Das physische Territorium ist jedoch nur ein Aspekt, der untrennbar mit der Geschichte und der Erinnerung an diesen Ort verbunden ist. Im Fall von Baden wurde mir bewusst welche Bedeutung die Thermalquellen für die Stadt und ihre Geschichte haben (unter anderem auch durch die zahlreich dokumentierten Überlieferungen z.B. aus den Briefen des Humanisten Poggio Bracciolini). Diese Erkenntnisse waren sehr wichtig und führten zu den Grundüberlegungen mit dem Projekt eine Verbindung zwischen dem historischen Stadtteil von Baden und dem Fluss Limmat, der die Stadt hier umarmt, herzustellen. Ich wollte der Stadt Baden die Präsenz des Flusses zurückgeben. Certamente! La conoscenza del luogo, del topos è la prima, indispensabile condizione per fare un progetto. Ma il territorio fisico è solo un aspetto, inscindibile dalla storia e dalla memoria di quel luogo. Nel caso specifico di Baden, l'insieme di questi fattori mi ha permesso di comprendere l'importanza che l'acqua ha rivestito per la città e per la sua storia (anche attraverso le numerose tradizioni documentate, ad esempio dalle lettere dell’umanista Poggio Bracciolini). I pensieri che hanno sorretto il progetto sono stati quelli di trovare un modo per relazionare il centro storico di Baden e lo scorrere della Limmat, il fiume che abbraccia la città. Ho voluto restituire a Baden la presenza del fiume. Architektur Zürich Ostschweiz: Warum wirkt der Baukörper der Therme zwar imposant aber wenig spektakulär? Mario Botta: Das entspricht vielleicht Ihrer Wahrnehmung. Aus meiner Sicht kann ich Ihnen gerne erklären was wir mit dem Projekt zu erreichen versucht haben: Wir wollten kein einzelnes Gebäude schaffen, sondern haben uns dafür entschieden, Volumen zu entwerfen – wie die Finger einer Hand, die sich zum Fluss hin öffnet –, welche die vom Programm geforderten Funktionen enthalten (Umkleideräume, warme und kalte Thermalwasserbecken, eine Grünfläche...). Interview mit Mario Botta Interview ■ Mario Botta Architekten Mario Botta © Nicola Gnesi + courtesy Fondazione Henraux

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=